Hitzewallungen sind typische, häufige sogenannte „Wechseljahresbeschwerden“ während der Menopause der Frau.

Definition

Hitzewallungen äußern sich in anfallsartigen, auch als „hot flashs“ bezeichneten, Schweiß-ausbrüchen. Man fasst sie allgemein unter dem Oberbegriff der vasomotorischen Symptome zusammen. Dies sind Symptome, die mit einer Verengung oder Erweiterung der Blutgefäße einhergehen.

Synonyme und artverwandte Begriffe

  • Klimakterium

Englisch: Hot flashs, heat waves, climacterium, climax

Überblick

Die Regulation der Körpertemperatur ist ein sensibles, in viele Schaltkreise des Körpers eingefasstes System. Es befindet in einer Struktur des basalen Vorderhirns, genauer: dem Hypothalamus.
Dies ist das zentrale Koordinationszentrum für nahezu alle vegetativen Funktionen und direkt an den Hormonhaushalt gekoppelt. Dabei werden Temperatursignale aus allen Organen sowie der Haut (der sogenannte „Ist-Zustand“) mit einem „Soll-Wert“ von 36,8-37,3°C, der Normaltemperatur des Menschen, verglichen und gegebenenfalls eine Korrektur eingeleitet. Diese Korrekturen äußern sich in einer vermehrten Wärmeproduktion, beispielsweise dem Zittern bei Kälte oder einer vermehrten Wärmeabgabe über eine vermehrte Schweißproduktion und verstärkten Durchblutung der Haut. Beide Korrekturmechanismen sind hormonell gesteuert.
Symptomatisch treten Hitzewallungen meist relativ plötzlich auf und beginnen oftmals im Brustbereich, bevor sie in den Gesichts- und Kopfbereich aufsteigen und sich über den gesamten Körper ausbreiten. Sie gehen aufgrund vermehrter Durchblutung mit einer Rötung der Haut sowie einer gesteigerten Herzfrequenz einher. Sie kündigen sich teilweise durch ein leichtes Druckgefühl im Stirn- oder Kopfbereich an.
Bei Abklingen der Symptomatik verspüren Betroffene häufig ein leichtes Frösteln. Dies entsteht durch die Verdunstungskälte des Schweißes auf der Haut.

Ursachen

Hitzewallungen sind das klassische Symptom der sogenannten „Wechseljahresbeschwerden“ (Klimakterium). Dieser Begriff bezeichnet die Übergangszeit von der vollen Geschlechtsreife zum Senium, bei der die zyklische Produktion reifer, befruchtungsfähiger Eizellen in den Eierstöcken (Ovarien) der Frau allmählich erlischt. Mehr als 70% aller Frauen leiden im Verlaufe dieser, auch als Menopause bezeichneten Periode im Alter von 45 bis 65 Jahren unter individuell ausgeprägten Hitzewallungen, die bis hin zu 30-mal täglich auftreten können. Dabei sind sie in ihrer Intensität und ihrem Verlauf äußerst unterschiedlich: Manche Frauen bemerken zwar eine kurzzeitige Erwärmung, die allerdings weiter nicht als unangenehm empfunden wird, bei anderen können sie die allgemeine Lebensqualität sowie insbesondere den gesunden, erholsamen Schlaf sichtlich beeinträchtigen. Häufig schwächen sich die Wallungen im Verlauf der Wechseljahre jedoch ab und verschwinden postmenopausal gänzlich.
Man vermutet die Ursache in der mit der Menopause einhergehenden hormonellen Umstellung. Hierbei liegt das Hauptaugenmerk auf dem Verlust der Ovarialfunktion und dem damit signifikant sinkenden Östrogenspiegel im Verlauf der Menopause.
Östrogen (Estradiol) ist das in den Eierstöcken (Ovarien) der Frau gebildete weibliche Geschlechts-hormon und unter anderem über Rezeptoren im Hypothalamus an der Konstanthaltung der Körpertemperatur beteiligt. Sinkt nun der Spiegel dieses Hormons im Blut unter eine bestimmte Grenze, wird dies an den Hypothalamus gemeldet. Dieser versucht über die Ausschüttung des Follikel-stimulierenden Hormons (FSH) die Östrogenproduktion in den Follikeln der Ovarien anzukurbeln. Dabei wurde beobachtet, dass ein plötzlicher Abfall des Östrogenspiegels sowie die darauffolgende FSH-Sekretion zusätzlich eine massive Ausschüttung anderer Gehirnbotenstoffe (Neurotransmitter) auslöst, die eine initiale Gefäßerweiterung (Vasodilatation) in der Haut bewirken – diese Mehrdurchblutung empfinden wir dann als Hitzewelle.
Parallel zu der „Östrogenmangeltheorie“, wird ebenfalls ein reduzierter Progesteronspiegel diskutiert. Progesteron, das „Gelbkörperhormon“, entsteht nachdem ein reifer Follikel mit einer befruchtungsfähigen Eizelle „gesprungen“ ist (Eisprung, Ovulation), um die Gebärmutterschleimhaut auf die potenzielle Einnistung einer befruchteten Eizelle vorzubereiten. Durch seine zusätzliche schlaffördernde Wirkung wird es jedoch eher im Zusammenhang mit den häufig parallel auftretenden Schlafstörungen im Verlauf der Wechseljahre angesehen und nicht direkt mit einer dysregulierten Wärmeregulation assoziiert.
Folgende Faktoren können im Allgemeinen die Hitzewallungen begünstigen oder ihre Intensität verstärken:

  • Stress
  • Alkohol
  • Nikotin
  • Coffein (enthalten in Kaffee, Cola, schwarzem Tee und diversen stimulierend wirkenden Mixgetränken)
  • Heiße und scharf gewürzte Speisen und Getränke
  • Medikamente, wie Insulin, Nifedipin, Nitrate, Niacin (Vit. B3), Calcitonin sowie nahezu alle Antiöstrogene (eingesetzt zur hormonellen Unterstützung bei Kinderwunschs)

Auch einige Erkrankungen können Hitzewallungen hervorrufen:

  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
  • Diabetes mellitus
  • Bluthochdruck (Arterieller Hypertonus)
  • Allergische Reaktionen
  • Nebennierentumoren (Phäochromozytom)

Was Sie selbst tun können

Kontaktieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie Hitzewallungen und eine Beeinträchtigung Ihrer Lebensqualität verspüren sowie Ursache Ihrer Symptomatik gerne abgeklärt wünschen.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Gynäkologen
  • Endokrinologen
  • Internisten
  • Onkologen
  • Allergologen

Was Sie bei Ihrem Arzt erwartet

Bevor Ihr Arzt mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann verspüren Sie Hitzewallungen? Gab es ein auslösendes Ereignis?
  • Können Sie den Verlauf der Symptomatik genauer beschreiben?
  • Haben sich im Verlauf der Zeit Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen?
  • Tritt Ihre Menstruation noch regelmäßig ein?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter häufigen Stresszuständen im Alltag?
  • Wie gestaltet sich Ihr Genussmittelkonsum?

Untersuchungen (Diagnostik)

Ausgehend von Ihrer in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und Ihrem aktuellen Befinden kann der Arzt nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Blutentnahme zur Bestimmung hormoneller Parameter (insbesondere FSH und Östrogen/Estradiol, Schilddrüsenhormone)
  • Elektrokardiogramm (EKG)
  • Allergietestung
  • Urinuntersuchung
  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie)
  • Schilddrüsenszintigrafie
  • Magen-Darm-Spiegelung (Gastroduodenoskopie)
  • Bildgebende Diagnostik wie das konventionelle Röntgen, die Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT)

Behandlungen (Therapie)

Allgemein ist die therapeutische Intervention abhängig von der zugrunde liegenden diagnostizierten Ursache und zielt auf deren Beseitigung ab. Bestehen die Hitzewallungen jedoch auf Grund der beginnenden Menopause, ist der Behandlungsspielraum recht begrenzt.
Von der früher standardmäßig angewandten Hormonersatztherapie wird derzeit gänzlich abgesehen, eine Indikation dafür besteht nur noch in wenigen Fällen. Dabei wird der fehlende Hormonspiegel anhand von Kombinationspräparaten wie Östrogen/Estradiol mit Dydrogesteron/ Levonogestrel oder Tibolon substituiert. Da dies jedoch nicht dem gesunden, natürlichen Prozess der körperlichen Veränderungen entspricht und diverse Nebenwirkungen auftreten können, versuchen Mediziner derzeit möglichst alternative Wege zu gehen.
Bei leichten Hitzewallungen können pflanzliche Präparate wie Soja-, Rotklee-, Johanniskraut- oder Traubensilberkerzenextrakte anhand ihrer enthaltenen Isoflavone und Phytoöstrogene, östrogenähnliche Pflanzenbestandteile, eine Reduktion der Symptomatik bewirken. Ihre Wirksamkeit ist jedoch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt und sollte trotz freier Verkäuflichkeit der Präparate nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Sollten Sie den Beginn einer Hitzewallung verspüren, können folgende Hinweise eine Linderung der Symptome bewirken.

  • Gehen Sie raus an die frische Luft, belassen Sie dabei, falls die Wetterlage dies erlaubt, Arme und Dekolleté nur leicht bekleidet, da über diese Körperpartien viel Wärme abgegeben wird.
  • Sorgen Sie besonders nachts durch leicht geöffnete Fenster für eine permanente Frischluftzufuhr und verwenden Sie leichte Bettwäsche.
  • Tragen Sie möglichst atmungsaktive Kleidung.
  • Führen Sie stets kühlende Erfrischungstücher mit sich.
  • Vermeiden Sie Genussmittel wie Kaffee, Nikotin und Alkohol.
  • Salzen und würzen Sie Ihr Essen nicht allzu stark.
  • Üben Sie sich in Entspannungstechniken und lernen Sie, Ihren Kreislauf zu beruhigen. Dies kann insbesondere auch die Schlafqualität deutlich verbessern.

Prognose

Grundsätzlich sind nahezu alle Wechseljahressymptome, eben auch die Hitzewallungen, nur auf den Zeitraum von Prä- zu Postmenopause beschränkte Beschwerden, deren Intensität im Verlauf der Zeit deutlich abschwächen und mit einer Regulation des Hormonhaushalts gegen Ende des Klimakteriums wieder verschwinden.
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