Definition
Heiserkeit bezeichnet eine eingeschränkte Stimmbildung (Stimmgebung, Phonation) bei vermindertem und rauem, unreinem oder belegtem Stimmklang sowie reduzierter Lautstärke. Sie kann bis zur Stimmlosigkeit (Aphonie) führen.
Synonyme und artverwandte Begriffe
- Dysphonie, Stimmlosigkeit, Aphonie
Englisch: Hoarseness, dysphonia, anaudia
Überblick
Die menschliche Stimme wird im Bereich des Kehlkopfes (Larynx) erzeugt. Dieser ist eine prominente Struktur im Halsbereich, bestehend aus Knorpel, feinen Muskelzügen und Gelenken, der bei Männern auch als „Adamsapfel“ bezeichnet wird. Während der normalen Atmung sind die Stimmlippen des Kehlkopfes entspannt und bilden ein großes Lumen, durch das die zirkulierende Luft ungehindert ein- und ausströmen kann. Zur Erzeugung von Stimmlauten werden die Stimmlippen durch die Rachen- und Kehlkopfmuskulatur gespannt. Dadurch verengt sich die Stimmritze (Glottis) zwischen den beiden Stimmlippen bis auf wenige Millimeter, sodass die ungehinderte Luftströmung gebremst und die Stimmbänder durch Reibung der Luft in feine Schwingungen versetzt werden, es entstehen Töne.
Bei Infekten leiden die Patienten oftmals zusätzlich unter den typischen Erkältungssymptomen wie Husten, Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen, einem allgemeinen Krankheitsgefühl, gegebenenfalls mit Temperaturentwicklung. Hierbei stellt das Symptom der Heiserkeit keine schwere Erkrankung dar, denn im Zuge der Genesung reduziert sich ebenfalls die Schwellung der Schleimhäute und die Einschränkung der Stimme verschwindet recht zügig.
Liegt jedoch keine Infektion vor, kann es vorkommen, dass Betroffene länger unter Heiserkeit leiden. Diese Patienten klagen zwar selten über parallele Schmerz- oder Krankheitssymptome, dennoch berichten sie häufig über ein Kloßgefühl im Hals. Dauert Ihre Heiserkeit über einen längeren Zeitraum (drei bis fünf Wochen) an, insbesondere ohne zeitgleiche Infektion, sollten Sie die Ursache ärztlich abklären lassen.
Ursachen
Im Folgenden finden Sie eine Auflistung einer Heiserkeit potenziell zugrunde liegenden Erkrankungen.
- Erkältungskrankheiten
- Entzündungen:
- Kehlkopfentzündung (Laryngitis)
- Kehldeckelentzündung (Epiglottitis)
- Akute Bronchitis
- Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (Chronic obstructive pulmonary disease, COPD)
- Pseudokrupp
- bei Diphterie oder Tuberkulose
- Gastroösophageale Refluxkrankkeit (Gastro esophageal reflux disease, GERD)
- Kropf (Schilddrüsenvergrößerung, Struma)
- Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- Asthma bronchiale und allgemeine allergische Reaktionen
- Tumorerkrankungen:
- Stimmbandpolypen
- „Sängerknötchen“
- Stimmbandpapillom (Knötchenbildung nach Papillomavirus-Infektion)
- Kehlkopfkrebs
- Lähmung des „Stimmbandnerven“ (Recurrensparese, Vagusparese) aus unterschiedlicher Ursache (Genese), z.B. bei Lungenkrebs (Pancoast-Tumor)
- Psychische Faktoren wie Nervosität, Stress, Angstzustände
- Medikamentennebenwirkung
- Verletzungen
- Schlag auf den Kehlkopf, Einatmen von heißen oder toxischen Gasen
- Reizung nach Intubation/ Narkose
- Reinke-Ödem bei Rauchern
Was Sie selbst tun können
Konsultieren Sie Ihren Arzt, wenn Ihre Symptome länger als drei bis fünf Wochen vorhanden sind, zeitgleich Atemnot auftritt, Sie Fieber entwickeln, deutliche Kloßgefühle im Hals verspüren oder unter starken Schmerzen leiden.
Hilfe durch den Spezialisten
Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:
- Internisten
- Hals-Nasen-Ohrenärzte
- Chirurgen
- Neurologen
- Endokrinologen
Was Sie bei Ihrem Arzt erwartet
Bevor Ihr Arzt mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen. Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:
- Seit wann leiden Sie unter der Heiserkeitssymptomatik? Gab es ein auslösendes Ereignis?
- Litten Sie bereits schon einmal oder gehäuft daran?
- Haben Sie ausstrahlende Schmerzen in Brust- oder Kieferbereich?
- Leiden Sie unter weiteren Symptomen (Fieber, Schluckbeschwerden, Erbrechen)?
- Rauchen Sie?
- Wurden im Halsbereich bereits Eingriffe vorgenommen? (Schilddrüsen-, oder Speiseröhrenoperation)
- Bestehen aktuelle Vorerkrankungen oder Erberkrankungen (beispielsweise Rachen- oder Speiseröhrenkarzinome, Schilddrüsendysfunktion, Hashimoto-Syndrom) und werden diese therapiert?
- Besteht ein Allergieleiden?
- Nehmen Sie derzeit Medikamente ein?
Untersuchungen (Diagnostik)
Ausgehend von Ihrer in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und Ihrem aktuellen Befinden kann der Arzt im Anschluss an die eingehende körperliche Untersuchung des Hals- und Rachenraums sowie der Lunge, nun folgende Diagnostik anwenden:
- Blutuntersuchung (insbesondere hinsichtlich des Hormonstatus sowie zur Entzündungsdiagnostik)
- Rachenabstrich
- Ultraschalluntersuchung des Halsbereiches (Sonografie)
- Rachenspiegelung (Pharyngoskopie)
- Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie)
- Speiseröhren- und Magenspiegelung
- Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie)
- Gewebeprobenentnahme (Biopsie)
- Bildgebende Verfahren (Röntgen, CT, MRT)
- Sputumuntersuchung (bei parallelem Husten mit Auswurf)
Behandlungen (Therapie)
Therapeutisch besteht symptomatisch der primäre Ansatz in einer absoluten Stimmbandschonung. Das bedeutet für den Patienten, so wenig wie möglich, bestenfalls gar nicht zu sprechen und auf das Rauchen zu verzichten. Unterstützend können beruhigend wirkende Bonbons gelutscht, Kamillendampfbäder angewandt sowie Tees oder angewärmte Milch getrunken werden. Vermeiden Sie jedoch mentholhaltige Lebensmittel, diese haben eine leicht reizende Wirkung auf die Schleimhaut im Mund-, Hals- und Rachenraum. Bei starken Entzündungen sind auch rezeptfrei erhältliche schmerzstillende und entzündungshemmend wirkende Medikamente wie Paracetamol, Ibuprofen und Acetylsalicylsäure (ASS) wirksam.
Je nach ursächlicher Erkrankung wird Ihr Arzt parallel versuchen, die Ursache zu beseitigen. Bei Infekten kann dies anhand einer ausgewählten, erregerspezifischen Antibiotikatherapie und körperlicher Ruhe erfolgen.
Bei der gastroösophagealen Refluxkrankkeit (GERD) wird mit Magensäureblockern die Hauptnoxe ausgeschaltet.
Hormonelle Erkrankungen (veränderte Schilddrüsenfunktion mit einhergehender Vergrößerung des Organs) werden medikamentös behandelt, um die Dysregulation der Schilddrüse zu beheben. Ist die Schilddrüse stark vergrößert, muss diese chirurgisch verkleinert werden (Strumektomie) oder bei bösartigen Tumoren entfernt werden (Thyreoidektomie).
Liegt eine allergische Grunderkrankung der Heiserkeit zu Grunde, wird medikamentös antiallergisch behandelt.
Gutartige kleine Knötchen oder Beläge werden endoskopisch operativ beseitigt.
Bei bösartigen Tumoren besteht neben der chirurgischen Entfernung zusätzlich die Möglichkeit zur strahlen- oder chemotherapeutischen Behandlung.
© CHHG