Kompetenzzentrum für Gastroenterologie informiert: Verstopfung – Obstipation

Definition Verstopfung – Obstipation

Fachärzte für Gastroenterologie unterscheiden zwischen der

  • akuten Verstopfung
  • chronischen Verstopfung

Eine akute Verstopfung tritt in der Regel plötzlich auf und ist nur von kurzer Dauer. Mit einem Einlauf oder der Gabe eines Abführmittels lässt sie sich gut beheben. Der Stuhlgang erfolgt meistens bereits nach wenigen Minuten.

Um eine Verstopfung handelt es sich, wenn die Betroffenen

  • weniger als drei Mal in der Woche Stuhlgang haben
  • sie beim Stuhlgang stark pressen müssen
  • der Stuhl sehr lange im Darm verweilt
  • der Stuhl hart und klumpig ist

Wenn der Darm plötzlich streikt, zudem Übelkeit, Erbrechen sowie starke Bauchschmerzen auftreten, kann das auch ein Warnzeichen für einen Darmverschluss sein. Sie sollten dann zügig einen Facharzt für Gastroenterologie aufsuchen oder einen Notarzt verständigen, um die Ursachen abzuklären. Ein Darmverschluss kann lebensbedrohlich werden, wenn er nicht behandelt wird.

Bei einer chronischen Verstopfung hält die unbefriedigende Stuhlentleerung länger als drei Monate an. Häufig ist sie mit einem großen Leidensdruck für die Betroffenen verbunden.

In den Industrienationen gehört die chronische Verstopfung zu den häufigsten Zivilisationskrankheiten. Sie sollte unbedingt von einem Facharzt für Gastroenterologie behandelt werden.

Bei chronischer Verstopfung werden drei Formen unterschieden:

  • Kologene Verstopfung (Slow-transit-Obstipation)
  • Anorektale Verstopfung
  • Idiopathische Verstopfung

Passiert die Nahrung den Darm nur langsam, weil die Beweglichkeit des Verdauungsorgans mangelhaft ist, liegt eine kologene Verstopfung vor. Sind Störungen im Bereich des Enddarms (Rektums), Afters bzw. des Anus der Grund, spricht der Gastroenterologe von einer anorektalen Verstopfung. Dagegen ist die Ursache der idiopathischen Form nicht ersichtlich.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Darmverschluss, Darmträgheit, Verdauungsstörung, kologene Verstopfung, Slow-Transit-Obstipation anorektale Verstopfung, idiopathische Verstopfung
Englisch: obstipation

Überblick Verstopfung

Verstopfung entsteht, wenn die Nahrung zu lange im Darm verbleibt

Jeden Tag leistet unser Verdauungssystem Schwerstarbeit, um die Nahrung in verwertbare Bausteine umzuwandeln, die für den Organismus wichtig sind.

Der Nahrungsbrei wandert durch den Magen, den Dünndarm und Dickdarm bis zum Enddarm. Die unverdaulichen Reste werden ausgeschieden. Allerdings klappt es nicht immer mit der Verdauung und der Entleerung des Darms.

Mehr als ein Drittel der Bevölkerung fühlt sich durch einen trägen Darm beeinträchtigt. Frauen klagen wesentlich häufiger über Verstopfung als Männer. Der Facharzt für Gastroenterologie diagnostiziert sie bei älteren Menschen öfter als bei jüngeren.

Verstopfung ist noch immer ein Tabuthema. Viele Menschen sprechen nicht darüber und nehmen eine Selbstmedikation vor.

Die Einnahme und Dosierung von Abführmitteln (Laxanzien) sollte unbedingt mit einem Facharzt für Gastroenterologie abgesprochen werden. Nicht alle Abführmittel sind geeignet, sie über einen längeren Zeitraum einzunehmen.

Eine Verstopfung kann viele Ursachen haben. Manchmal ist der Dickdarm zu träge und benötigt doppelt so viel Zeit, um den Stuhl in Richtung Enddarm zu schleusen. Durch die längere Verweildauer wird dem Stuhl zudem Flüssigkeit entzogen, sodass er fest und hart wird. Außerdem können sich nachrückende Verdauungsprodukte im Dickdarm stauen.

Ob eine falsche Ernährung oder mangelnde Bewegung direkte Ursachen einer Verstopfung sind, ist bisher nicht belegt.

Gastroenterologen vermuten jedoch, dass manche Menschen eher zur Verstopfung neigen und ein entsprechender Lebensstil bei ihnen schneller zu Verdauungsstörungen führt.

Ursachen der Verstopfung

Die Ursachen einer Verstopfung sind sehr vielfältig. Fachärzte für Gastroenterologie machen sowohl Ernährungs‐ und Bewegungsgewohnheiten dafür aus, aber auch Krankheiten, Medikamente oder organische Störungen. Manchmal gibt es überhaupt keinen erkennbaren Grund.
Die häufigsten Ursachen einer akuten Verstopfung sind:

  • Reisen
  • Stress
  • hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren
  • zu wenig Bewegung oder Bettlägerigkeit
  • zu geringe Flüssigkeitsaufnahme
  • Schilddrüsenunterfunktion

Auch Erkrankungen von Darm, Nerven und Muskeln können zur Verstopfung führen sowie die Einnahme bestimmter Medikamente, etwa H2-Rezeptorantagonisten, Betablocker, Kalziumantagonisten, wassertreibende Medikamente (Diuretika), Antidepressiva oder Medikamente gegen Epilepsie.

Was Sie bei Verstopfung selbst tun können?

Darmentspannungstherapie sowie gesunde Ernährung helfen gegen akute Verstopfung

Durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten und des Lebensstils können Sie die Behandlung (Therapie) des Facharztes für Gastroenterologie unterstützen.

Ernähren Sie sich ballaststoffreich und trinken Sie ausreichend, mindestens zwei Liter am Tag. Integrieren Sie Obst, Gemüse und Rohkost in Ihren Speiseplan.

Ballaststoffe erhöhen in Kombination mit ausreichend Flüssigkeit das Stuhlvolumen und beschleunigen die Darmpassage.

Manchmal helfen auch Entspannungstechniken oder eine Art Toilettentraining. Nach jeder Mahlzeit, vor allem nach dem Frühstück, ist die motorische Aktivität des Dickdarms erhöht. Dieser so genannte gastrokolische Reflex wird jedoch häufig missachtet oder sogar unterdrückt.

Wer unter Verstopfung leidet, sollte sich deshalb am besten nach dem Frühstück Zeit für den Gang auf die Toilette nehmen.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Gastroenterologen
  • Proktologen
  • Urologen
  • Gynäkologen
  • Neurologen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Gastroenterologie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Gastroenterologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Gastroenterologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch beim Gastroenterologen eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Gastorenterologen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Gastroenterologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Tastuntersuchung des Enddarms
  • Blut- und Stuhlprobe
  • Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane
  • Darmspiegelung (Koloskopie)
  • Computertomographie (CT)
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Messung der Transitzeit
  • Anorektale Manometrie
  • Hämoccult-Test
  • Enddarmspiegelung (Proktoskopie)
  • Hinton-Test

Behandlungen (Therapie)

Die Behandlung (Therapie) des Facharztes für Gastroenterologie richtet sich danach, wodurch die Verstopfung ausgelöst wurde und wie sie sich äußert.

In der Regel wird der Gastroenterologe darmanregende oder wasserbindende Abführmittel verordnen. Sie sind als Zäpfchen, Dragées, Tropfen, als Pulver zum Auflösen in Wasser oder als Lösung zum Einnehmen erhältlich. Viele können über einen längeren Zeitraum angewendet werden. Allerdings ist die Dosierung genau einzuhalten.

Zu den kurzfristigen Entleerungshilfen gehören Klistiere oder Irrigatoren.

Um den Darm in Schwung zu bringen, kann Bewegung und eine ballaststoffreiche Ernährung mit speziellen Füll- und Quellmitteln (Leinsamen oder Plantago-Samen) zusammen mit ausreichend Flüssigkeit unterstützend wirken.

Nur in seltenen Fällen ist ein operativer Eingriff erforderlich, etwa eine Entfernung oder Teilentfernung des Dickdarmes.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Balaststoffreiche Ernährung kann den Darm in Schwung bringen

Verdauungsprobleme können Sie nur bedingt verhindern. Liegt der Verstopfung keine organische Erkrankung zugrunde, können Sie ihr vorbeugen, indem Sie sich ballaststoffreich ernähren, viel Obst und Gemüse essen, ausreichend trinken, sich viel bewegen und Stress möglichst vermeiden.

Prognose

Eine akute Verstopfung ist meistens schnell wieder verschwunden. Dagegen muss eine chronische Verstopfung unbedingt von einem Facharzt für Gastroenterologie behandelt werden.

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