Definition
Eine Zunahme des Körpergewichts ist meistens auf eine hyperkalorische Ernährung zurückzuführen, im Rahmen derer Betroffene deutlich mehr essen als ihr Stoffwechsel benötigt. Übergewicht oder Fettleibigkeit werden auch als Adipositas oder Obesitas bezeichnet.
Ein gänzlich anderes Krankheitsbild ist die Gewichtszunahme durch Einlagerung von Wasser ins Körpergewebe (Ödem) und/ oder in Körperhöhlen, insbesondere in den Bauchraum (Aszites).
Synonyme und artverwandte Begriffe
- Fettleibigkeit, Fettsucht , Adipositas, Obesitas
Englisch: Adiposity, obesity
Überblick
Der menschliche Körper besteht zu circa 60% aus Wasser, 17% aus Eiweiß und ungefähr ebenso viel Fettmasse. Restliche Bestandteile sind Mineralien und Spurenelemente. Bei weiblichen Personen liegt der Fettanteil hormonell bedingt bei circa 20-25%, die Muskelmasse ist etwas reduziert.
Dabei besitzt jeder Mensch grundsätzlich eine Art individuell voreingestelltes „Gesundgewicht“, das von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausgeprägt ist, jedoch bei gesunder, normokalorischer Ernährung auch gelegentliche Sünden oder zeitweilige, kleinere Gewichtsschwankungen verzeiht und über Jahre hinweg konstant gehalten wird. Dieses fein regulierte Gleichgewicht (Homöostase) im Energiehaushalt ist durch eine Vielzahl an Mechanismen reguliert, die im zentralen Zentrum für vegetative Funktionen, dem Hypothalamus, Hunger, Durst oder Sattheit signalisieren und so die individuell ideale Körperzusammensetzung einstellen.
Die Zunahme der Körperfettmasse stellt dabei jedoch nur eine Variante dar. Eine allgemeine Zunahme des Körpergewichts kann auch durch andere Faktoren bedingt sein. Beispielsweise können Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) ebenfalls dafür in Frage kommen, auch verändert sich das Körpergewicht bei körperlichem Training durch die natürliche Vermehrung an Muskelmasse und der Fettmassenreduktion. Dies klingt zunächst paradox, da häufig mit sportlicher Aktivität auch eine gleichzeitige Gewichtsreduktion assoziiert wird. Da Muskelmasse jedoch im direkten Vergleich schwerer wiegt als Fett, kommt es auch hier zu einer Zunahme des Körpergesamtgewichts, die Zusammensetzung dessen ist jedoch prozentual deutlich verändert. Möglich ist im zeitlichen Verlauf jedoch ein erneuter leichter Gewichtsverlust, bzw. ein gesteigertes Nahrungsbedürfnis, da eine erhöhte Muskelmasse auch den täglichen Grundumsatz des Menschen steigert.
Im Kindesalter sowie in der Schwangerschaft ist eine definierte Gewichtszunahme durch das Wachstum des Kindes beziehungsweise des Ungeborenen (Fötus) normal und notwendig.
Im Alter verlangsamt sich der allgemeine Körperstoffwechsel, zudem bewegen sich ältere Menschen deutlich weniger. So kommt es im Alter tendenziell ebenfalls zu einer Gewichtszunahme.
Eine starke, ungewollte Gewichtszunahme in sehr kurzer Zeit hingegen ist meist Zeichen einer Erkrankung und bedarf dringender, ärztlicher Abklärung, um weitere Sekundärerkrankungen zu verhindern. Sowohl körperliche, als auch psychische Faktoren kommen hierfür in Frage.
Ursachen
Neben oben genannten natürlichen Vorgängen, gibt es auch eine Reihe von möglichen krankheitsbedingten Ursachen für eine Gewichtszunahme. Die Adipositas (Fettleibigkeit, Fettsucht) gilt dabei als eigenständige Krankheit. Viele der krankheitsbedingten Ursachen gehen nicht nur mit einer Zunahme an Körperfett einher, sondern resultieren häufig in einer vermehrten Wassereinlagerung im Gewebe (Ödem).
Durch einen verlangsamten Stoffwechsel sowie den Einfluss bestimmter Hormone (wie Östrogen) führen einige Stoffwechselerkrankungen und hormonelle Störungen zu einer Gewichtszunahme.
Folgende Erkrankungen können ursächlich einer Zunahme des Körpergewichts durch Fetteinlagerung zu Grunde liegen:
- Stoffwechselerkrankungen: Diabetes mellitus
- Hormonelle Erkrankungen: Nebennierenrindenüberfunktion (beispielsweise bei Morbus Cushing), Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Stein-Leyenthal-Syndrom (Polyzystisches Ovarsyndrom)
- Hormonproduzierende Tumoren: Hypophysentumor, Hypothalamustumor, Insulin-produzierender Tumor (Insulinom), Nebennierenrinden-Tumor
- Psychische Ursachen: Stress, Frust, Depression, Suchterkrankungen (Alkoholismus), Essstörungen (Binge-Eating Syndrom), Trauer, Einsamkeit
- Medikamentennebenwirkungen: Kortisonpräparate, Anti-Baby-Pille, Insulin
Davon abzugrenzen sind Erkrankungen, bei denen die Einlagerung von Wasser ins Körpergewebe oder in die Bauchhöhle erfolgt:
- Krampfadern (Beinschwellung)
- Herzerkrankungen mit ungenügender Pumpleistung (Herzinsuffizienz)
- Lebererkrankungen (Aszites bei Leberschaden)
- Nierenerkrankungen: Nephrotisches Syndrom, Glomerulonephritis
- Stoffwechselerkrankungen: Diabetes mellitus
- Bauchwassersucht (Aszites) und Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme); beide sind jedoch durch eine Verschiebung im Proteinhaushalt des Körpers auf Grund variabler Ursachen bedingt.
Was Sie selbst tun können
Kontaktieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie in den letzten Monaten merklich ungewollt an Gewicht zugenommen haben. Ihr Arzt kann Ihnen nicht nur bei der Ursachenfindung behilflich sein, sondern unterstützt Sie ebenfalls durch gezielte Empfehlungen dabei, Ihr Wunschgewicht wieder zu erlangen.
Hilfe durch den Spezialisten
Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:
- Internisten
- Kardiologen
- Endokrinologen
- Ernährungsmediziner, Sportmediziner
- Psychologen, Psychotherapeuten
Was Sie bei Ihrem Arzt erwartet
Bevor Ihr Arzt mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.
Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:
- Seit wann bemerken Sie eine Gewichtszunahme? Gab es ein auslösendes Ereignis?
- Ist der Verlauf konstant, oder wurde er möglicherweise von Phasen der Gewichtskonstanz oder womöglich einer Reduktion unterbrochen?
- Unter welchen Begleitsymptomen leiden Sie?
- Litten Sie bereits schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
- Bestehen aktuell Vorerkrankungen und werden diese therapiert?
- Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
- Leiden Sie unter einer diagnostizierten psychischen Erkrankung?
- Fühlen Sie sich häufiger gestresst, traurig oder einsam und tendieren in diesen Phasen zu vermehrtem Essen?
Untersuchungen (Diagnostik)
Ausgehend von Ihrer in der vorangegangenen Anamnese (Erstgespräch) erhobenen Symptomcharakteristik, Ihrem Befinden, dem aktuellen Körpergewicht, sowie einer eingehenden körperlichen Untersuchung, insbesondere der betroffenen Hautareale, kann der Arzt nun folgende Diagnostik anwenden:
1. Ein eingehend erstelltes Blutbild gibt Aufschluss über die aktuelle Organfunktion. Von Interesse sind hier:
- Entzündungswerte
- Gesamteiweißgehalt des Blutes
- HbA1C-Wert, der „Langzeitblutzucker“ bei Verdacht auf Diabetes mellitus
- Schilddrüsenwerte
- Leber- und Nierenfunktionswerte
- Weitere differenzialdiagnostische Hormonparameter
2. Fachärztliche Differenzialdiagnostik auf Basis der Verdachtsdiagnose kann beinhalten:
- Elektrokardiogramm (EKG), Echokardiographie
- Ultraschalluntersuchung (Sonografie)
- Weitere bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) zur weitergehenden Differentialdiagnostik
Behandlungen (Therapie)
Die primäre Behandlung zielt auf die Beseitigung der zu Grunde liegenden Erkrankung ab, über deren Prozedur Sie Ihr behandelnder Arzt zu Beginn der Therapie informieren und aufklären wird.
Parallel sollte eine Gewichtsreduktion orientiert an der Leitlinie des Body-Maß-Index (BMI) begonnen werden. Dieser Wert beschreibt das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße und berechnet sich aus der Formel: BMI = Körpergewicht in kg / (Körpergröße in m)² und sollte bei Normalgewichtigen zwischen 18 und 25 liegen. Bei einem Wert ab 30 kg/m² spricht man von einer manifestierten Adipositas.
Bei leichterem Übergewicht reguliert sich das Körpergewicht im Zuge des Behandlungsverlaufs meist von selbst. Im Rahmen einer bestehenden Adipositas ist es jedoch wichtig, grundlegend anzusetzen und Ernährungs-, Bewegungs- und Essverhalten wieder zu normalisieren. Dies bedeutet, dass Betroffene mit Hilfe des Arztes, begleitender psychotherapeutischer, kognitiver Verhaltenstherapie oder anhand einer Ernährungsberatung erneut lernen müssen, sich gesund und ausgewogen zu ernähren, verborgene „Dickmacher“ zu erkennen, regelmäßige Mahlzeiten einzuhalten, die Portionsgröße deutlich zu reduzieren, sowie vermehrt körperlich aktiv zu sein.
Medikamente oder eine Operation (Adipositaschirurgie, bariatrische Chirurgie), wie beispielsweise die Verkleinerung des Magens, sind bei einer Adipositas nur in besonderen, schweren Fällen ratsam.
Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)
Ein körperliches Übergewicht ist neben der deutlich eingeschränkten Mobilität zudem häufig auch für vielerlei weitere Komplikationen verantwortlich. Schmerzen im Rücken, in den Gelenken und Füßen, vermehrtes Schwitzen und Herzklopfen können zusätzliche, belastende körperliche Symptome sein. Seelisch leiden Betroffene häufig unter der Tatsache, nicht den propagierten „Schönheitsidealen“ zu entsprechen, fühlen sich nicht wohl in ihrer Haut und tendieren zu sozialer Isolation. Grundsätzlich ist jeder Mensch selbst verantwortlich für den Körper in dem er steckt. Daher liegt es an uns, diesen gesund und fit zu erhalten, um möglichst lange beschwerdefrei von körperlicher Gesundheit und Funktionalität zu profitieren. Dies können Sie erzielen, indem Sie sich an drei Leitregeln halten:
- Gesunde Ernährung
- Körperliche Betätigung
- Ausreichend Schlaf
Der erste Punkt stellt in diesem Falle den wohl grundlegendsten Faktor dar. Eine gesunde Ernährung orientiert sich an einer täglichen Energieaufnahme von circa 1700 – 2000 kcal, in Abhängigkeit von dem individuellen Grundstoffwechselumsatz, der täglichen Aktivität und hormonellen Parametern. Idealerweise setzt sich unsere tägliche Nahrung aus 60% Kohlenhydraten, 15% Eiweißen und 20% Fetten, sowie vielen Ballaststoffen zusammen. Bei den Kohlenhydraten sollten Sie darauf achten, sogenannte Polysaccharide (langkettige Stärkemoleküle) zu wählen (besser ein Vollkornbrot statt Weißmehlbrötchen). Wichtig bei den Eiweißen ist die Aminosäurenkonstellation. Es sollten alle essenziellen Aminosäuren enthalten sein. Einen besonderen Stellenwert nehmen die Fettsäuren ein. Achten Sie darauf möglichst mehrfach ungesättigte Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren zu sich zu nehmen (Fisch, kaltgepresste Öle, Nüsse, Avocado) und weitestgehend auf gehärtete Fette (Butter, Margarine, fettige Fleisch- und Wurstsorten) zu verzichten. Achten Sie ebenfalls darauf, die „guten“ Fettsäuren nicht zu stark zu erhitzen, denn Temperaturen über 80°C verändern die chemische Struktur hin zu gesättigten Fettsäuren, die mit einem hohen Cholesterinspiegel (Arterioskleroserisiko!) in Verbindung gebracht werden.
Ballaststoffe sind unverdauliche Pflanzenbestandteile, die vom Körper nicht verwertet werden können. Sie regen die Darmmotilität an, verzögern die Aufnahme anderer Nahrungsbestandteile und fördern eine gute Verdauung.
In Obst und Gemüse sind zusätzlich wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente enthalten. Hier gilt: Five a day!
Achten Sie zudem auf eine gesunde Gestaltung Ihrer Mahlzeiten. Wählen Sie eine angemessene Portionsgröße (insgesamt sollten alle Nahrungsmittel auf dem Teller in die zu einer Schale geformten Hände passen), essen Sie möglichst langsam und kauen Sie gut. Der Körper benötigt im Schnitt 15 Minuten, ehe sich ein gesundes Sättigungsgefühl einstellt. Leider bietet das schnelle Verschlingen des Wraps „to go“ in der U-Bahn dafür wenig Möglichkeit. Vermeiden Sie daher Fast Food, fettige und frittierte Speisen und stark zuckerhaltige Lebensmittel.
Die Bedeutung von körperlicher Aktivität erklärt sich grundlegend von selbst: hierbei kurbelt der Körper seine Energieverbrennung an und greift auf Energiedepots im Fettgewebe zurück. Eine Gewichtsreduktion ist häufig die Folge. Achten Sie jedoch darauf, mit dem Training langsam zu beginnen, sich nicht zu hohe Ziele zu setzen und geduldig zu sein. Eine merkliche Gewichtsabnahme stellt sich häufig erst nach einigen Wochen ein, wenn sich der Stoffwechsel des Körpers an die neue Situation angepasst hat. Zudem ist ein zu rasanter Gewichtsverlust nicht gesund und kann wiederum den sogenannten „Jojo-Effekt“ begünstigen.
Ausreichend lange Schlaf- und Ruhephasen stellen ebenfalls einen wichtigen Faktor dar. Menschen mit Schlafstörungen oder zu kurzen Ruhezeiten leiden häufig unter Übergewicht. Im Schlaf dominieren allgemeine strukturelle Umbau- und Regenerationsprozesse im gesamten Organismus, für die der Körper Energie benötigt. Diese holt er sich nachts für gewöhnlich aus den Depots des Fettgewebes.
Prognose
Grundsätzlich stellt sich bei jedem Menschen unter gesunder, vollwertiger und nicht zu fettiger Ernährung, sowie geringem Alkohol- und Süßspeisengenuss ein körpereigenes definiertes Idealgewicht ein. Gewichtsreduktion ist ein langsamer Prozess, der viel Disziplin und oftmals eine grundlegende Umstellung der Lebensgewohnheiten impliziert. Bei erfolgreicher Therapie einer krankhaften Ursache und einer aktiven Umgestaltung Ihrer Lebensgewohnheiten kann jedoch ein dauerhaft niedrigeres Körpergewicht erreicht und beibehalten werden.
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