Kompetenzzentrum für Urologie informiert: Prostatavergrößerung

Definition Prostatavergrößerung

Fachärzte für Urologie unterscheiden je nach Schweregrad der Erkrankung zwischen drei klinischen Stadien:

  • Reizblasenstadium: Leichte Beschwerden beim Wasserlassen, kein Restharn
  • Restharnstadium: Zunahme der Beschwerden beim Wasserlassen und Restharnbildung
  • Dekompensationsstadium: Normales Wasserlasen ist kaum möglich, Überlaufblase, Harnsperre mit starken Schmerzen, Nierenfunktionsstörungen

Eine gutartige Vergrößerung der Prostata, der Vorsteherdrüse, ist eine der häufigsten Erkrankungen des Mannes.

Die gutartige Geschwulst wird vom Urologen Prostatahyperplasie genannt

Zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr verändert sich das Binde- und Muskelgewebe der Vorsteherdrüse. Das männliche Sexualhormon Testosteron wird in den Zellen der Drüse vermehrt in das Abbauprodukt Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt, und die Gewebeveränderung dadurch vermutlich angeregt.

Die Schichten vermehren sich, sodass sich eine gutartige Geschwulst bildet. Der Urologe bezeichnet das als benigne Prostatahyperplasie, BPH.

Die Geschwulst engt die Harnröhre immer mehr ein, und der Urin kann nicht mehr ungehindert abfließen. Dadurch steigt der Druck beim Wasserlassen. Das wiederum führt dazu, dass sich die Muskelzüge in der Blase vergrößern und die Harnleitermündungen verengen. So staut sich der Urin bis in die Nieren zurück.

Wenn nach dem Wasserlassen Restharn zurückbleibt, steigt auch die Gefahr, dass es zu einer Entzündung der Prostata oder der Harnwege kommt.

Treten bei Ihnen Probleme beim Wasserlassen auf oder sind in Ihrer Familie Prostataleiden bekannt, sollten Sie einen Facharzt für Urologie aufsuchen. Er kann frühzeitig eine Prostatavergrößerung oder eine bösartige Veränderung erkennen und behandeln.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Benigne Prostatahyperplasie (BPH), Altmännerkrankheit
Englisch: benigne prostate hyperplasia

Überblick

Wenn Männer Probleme beim Wasserlassen haben oder nachts häufig zur Toilette müssen, liegt das meistens an der Prostata. Etwa jeder zweite Mann über 50 Jahre ist davon betroffen.

Mit zunehmendem Alter wird die Vorsteherdrüse größer. Welche Größe sie schließlich annimmt, hängt von mehreren Faktoren ab. Die Vererbung spielt eine Rolle, zum Teil auch der Lebensstil und die Ernährung.

Durch die Prostatavergrößerung wird der Harnstrahl schwach

Ist die Prostata vergrößert, kommt es häufig zum sogenannten Schuhpinkeln. Der Urinstrahl ist nicht mehr weit und bogenförmig, sondern schwach. Betroffene verspüren sowohl am Tag als auch in der Nacht einen häufigen Harndrang. Außerdem wird ihre Blase beim Urinieren nicht vollständig entleert, es kommt zum Nachtröpfeln. Das beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich.

Auf das Liebesleben muss sich die Prostatavergrößerung jedoch nicht auswirken. Sie führt auch nicht zwangsläufig zu größeren Problemen. Sind die Symptome gering ausgeprägt, wird der Urologe den Patienten zunächst regelmäßig beobachten ohne eine medikamentöse Behandlung (Therapie) einzuleiten.

In der Regel nehmen die Beschwerden im Laufe der Jahre zu. Vielen Männern ist der häufige Harndrang unangenehm und peinlich.

Ursachen der Prostatavergrößerung

Fachärzte für Urologie können die Ursachen der Prostatavergrößerung noch nicht abschließend bestimmen.

Hormonelle Veränderungen spielen bei der Entstehung der Erkrankung offenbar eine größere Rolle. Urologen gehen davon aus, dass vor allem dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron eine Bedeutung zukommt, in gewissem Maße auch den weiblichen Östrogenen. Während der Testosterongehalt bei Männern mit zunehmendem Alter abnimmt, bleibt der Östrogenspiegel gleich oder steigt sogar an. Das scheint die Vergrößerung der Prostata zu begünstigen.

Der Einfluss genetischer Faktoren und des Lebensstils, etwa Übergewicht und das Rauchen, ist bisher nicht geklärt.

Was Sie bei einer Prostatavergrößerung selbst tun können?

Mit einem speziellen Training können Sie die Muskulatur des Beckenbodens stärken und straffen. Damit unterstützen Sie die Funktion der Blase und verhindern einen unwillkürlichen Abgang des Harns.

Außerdem sollten Sie einige Verhaltensregeln beachten:

  • Verzichten Sie am Abend auf übermäßigen Alkoholgenuss, weil Alkohol die Urinproduktion anregt
  • Verzichten Sie auf scharfe Gewürze, auf kalte und kohlensäure- sowie koffeinhaltige Getränke
  • Trinken Sie die den ganzen Tag über und nicht nur in den Abendstunden
  • Entleeren Sie die Blase vor dem Zu-Bett-Gehen

Außerdem ist es wichtig, dass Sie bei Medikamenteneinnahme regelmäßig einen Facharzt für Urologie aufsuchen und Kontrolluntersuchungen durchführen lassen.

Nach einer Operation an der Prostata ist eine Nachsorge über einen längeren Zeitraum erforderlich.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Urologen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Urologie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Urologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Urologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Urologen eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Urologen

Der Urologe kann verschiedenste Untersuchungen, wie den PSA Test durchführen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Urologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Abtasten der Prostata (digital-rektale Untersuchung)
  • Blutuntersuchung und Bestimmung des PSA-Wertes
  • Urinuntersuchung
  • Entnahme von Gewebeproben aus der Prostata (Prostatabiopsie)
  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie)
  • Messung der Harnstrahlstärke (Uroflowmetrie)
  • Röntgenuntersuchung der ableitenden Harnwege
  • Druckmessung der Harnblase (Zystometrie)
  • Harnblasenspiegelung (Zystokopie)

Behandlungen (Therapie)

Für die Behandlung (Therapie) der Prostatavergrößerung kommen verschiedene Möglichkeiten infrage, medikamentöse oder operative Maßnahmen.

Bei etwa jedem dritten Patienten reicht es zunächst aus, dass der Facharzt für Urologie die Prostata regelmäßig untersucht und prüft, wie sich die Beschwerden entwickeln. Außerdem kann er Medikamente verordnen, damit sich die Muskulatur der unteren Harnwege entspannt.

Mithilfe verschiedener Operationstechniken entfernt der Urologe überschüssiges Gewebe. Doch zu einer Operation wird meistens nur bei sehr starken Beschwerden geraten.

Das Standardverfahren ist die Ausschälung (Bipolare Turp). Dabei führt der Urologe ein Endoskop durch die Harnröhre ein und trägt mit einer Schlingenelektrode das gutartige Gewebe ab. Eine andere Möglichkeit ist, es mit einem speziellen Laser zu entfernen. Bei einigen Patienten ist nach etwa zehn Jahren eine weitere Operation erforderlich. Meistens wird die Prostata dann komplett entfernt.

Ein neues Verfahren sind sogenannte Urolift-Implantate, um das Gewebe der Prostata zu raffen und den Durchmesser der Harnröhre zu vergrößern. Allerdings kann es nur angewendet werden, wenn die Erkrankung noch nicht weit vorangeschritten ist.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Um eine Prostatavergrößerung rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, sollten Männer ab dem 45. Lebensjahr regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung zu ihrem Urologen gehen.

Außerdem können Sie der Erkrankung vorbeugen, indem Sie den Beckenboden mit einem speziellen Training stärken und auf einen gesunden Lebensstil achten:

  • Ernähren Sie sich fettarm
  • Bewegen Sie sich ausreichend
  • Verzichten Sie auf das Rauchen
  • Trinken Sie Alkohol nur in Maßen

Prognose

Der Facharzt für Urologie kann die Prostatavergrößerung mithilfe von Medikamenten aufhalten oder sogar reduzieren. Schlägt diese Behandlung (Therapie) nicht an, wird er zu einer Operation raten. Die Prognose danach ist günstig.

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