Die akute Form der Bauchspeicheldrüsenentzündung macht sich durch ausstrahlende Schmerzen im Oberbauch bemerkbar

Kompetenzzentrum für Gastroenterologie informiert: Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)

Definition Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)

Der Facharzt für Gastroenterologie unterscheidet zwei Formen:

  • Die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
  • Die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
Die akute Form der Bauchspeicheldrüsenentzündung macht sich durch ausstrahlende Schmerzen im Oberbauch bemerkbar

Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die zu schweren Komplikationen und sogar zum Tod führen kann, wenn sie nicht vom Gastroenterologen behandelt wird. Durch die Entzündung der Bauchspeicheldrüse werden Verdauungssäfte freigesetzt, die das Organ angreifen und sein Gewebe zerstören.

Die akute Form äußert sich durch heftige Schmerzen im Oberbauch, die plötzlich auftreten und anhalten. Meistens strahlen sie gürtelförmig bis in den Rücken aus, gelegentlich ziehen sie hoch bis in den Brustkorb. Viele Patienten klagen zudem über Übelkeit, Erbrechen, Blähungen und Fieber. Druck von außen auf den Bauch bereitet ihnen Schmerzen. Die Bauchdecke ist gespannt, aber nicht völlig verhärtet.

Wenn der Stuhl verfärbt und der Urin dunkel ist, wenn Haut und Bindehaut der Augen gelblich verfärbt sind, dann ist auch der Gallengang betroffen. Eine Gelbsucht (Ikterus) ist die Folge.

Bei der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung kommt es immer wieder zu Entzündungsschüben. Die Bauchspeicheldrüse wird dadurch geschädigt und kann ihre Funktionen nicht mehr ausreichend wahrnehmen. Betroffene klagen über dauerhafte oder immer wiederkehrende Schmerzen im Oberbauch. Außerdem können Verdauungsstörungen und ein Gewichtsverlust auftreten.

Eine völlige Ausheilung der chronischen Form ist selten möglich. Die Behandlung (Therapie) durch den Facharzt für Gastroenterologie ermöglicht vielen Patienten jedoch, ein annähernd normales Leben zu führen.

Fehlende Enzyme und Hormone können Sie medikamentös zu sich nehmen. Eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung kann allerdings das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs erhöhen.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Entzündung Bauchspeicheldrüse, akute Pankreatitis, chronische Pankreatitis
Englisch: pancreatitis

Überblick

Die Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) ist mit jährlich 40.000 bis 80.000 Neuerkrankungen in Deutschland eine relativ seltene Erkrankung. Allerdings sollte sie nicht unterschätzt werden. Im schlimmsten Fall führt sie zu Blutungen, einem Kreislaufschock oder sogar zum Tod. Bei der schweren akuten Form liegt die Sterblichkeitsrate bei 15%.

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist etwa 15 cm lang und befindet sich im Oberbauch. Sie hat zwei wichtige Funktionen:

Einerseits sondert sie Enzyme in den Dünndarm ab, die dem Darm helfen, die Nahrung zu verdauen. Andererseits bildet sie ein Hormon, das Insulin, und steuert damit das Maß an Zucker im Blut.

Während einer akuten Pankreatitis sind im Blut viele Verdauungsenzyme vorhanden. Auch Calcium, Magnesium, Natrium, Kalium und Bicarbonat können vermehrt auftreten. Die Zucker- und/oder Fettwerte im Blut sind häufig ebenfalls erhöht. Ist die Entzündung ausgeheilt, gehen die Werte gewöhnlich auf ihr normales Niveau zurück.

Der Verlauf der Erkrankung ist sehr unterschiedlich. Bei einer schweren Form werden Teile des Gewebes der Bauchspeicheldrüse oder die gesamte Drüse zerstört. Auch andere Organe können in Mitleidenschaft gezogen werden. Im schlimmsten Fall kommt es zum Versagen von Lunge, Herz oder Nieren.

Eine akute Pankreatitis nimmt bei mehr als 80% der Fälle einen gutartigen Verlauf. Bei etwa jedem fünften Patienten entwickelt sie sich jedoch zu einer schweren Form. Dann ist eine Überwachung auf der Intensivstation erforderlich.

Ursachen der Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)

Ein Verschluss durch Gallensteine kann zu akuter Pankreatitis führen

Wie es zu einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) kommt, ist noch nicht im Detail geklärt.

Als häufigste Ursachen einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) machen Fachärzte für Gastroenterologie zwei Faktoren aus:

  • Erkrankungen der Gallenwege, insbesondere ein Verschluss des gemeinsamen Endes von Gallengang und Pankreasgang durch gewanderte Gallensteine
  • Übermäßiger Genuss von Alkohol

Eher selten lösen erhöhte Blutfette, Nebenwirkungen von Medikamenten (z.B. Betablocker, Diuretika, ACE-Hemmer, Zytostatika, einige Antibiotika und Schmerzmittel), Tumore, Verletzungen des Bauches, infektiöse und rheumatologische Erkrankungen eine Bauchspeicheldrüsenentzündung aus.

Eine akute Pankreatitis kann auch durch Mumps verursacht werden.
Manchmal findet der Gastroenterologe die Ursache jedoch nicht.

Was Sie bei Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) selbst tun können?

Bei einer Pankreatitis empfehlen Fachärzte für Gastroenterologie, zunächst nichts zu essen und dann mit leichter Kost zu beginnen. Auf das Trinken von Alkohol und auf das Rauchen ist unbedingt zu verzichten.Während des Heilungsprozesses sollten Sie sich fettarm, aber kohlenhydrat- und eiweißreich ernähren.Gönnen Sie sich nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ausreichend Erholung und vermeiden Sie eine Überanstrengung.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Gastroenterologen
  • Internisten
  • Chirurgen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Gastroenterologie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Gastroenterologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Gastroenterologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch beim Gastroenterologen eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Einen Medikamentenplan zum Ausfüllen finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Gastroenterologen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Gastroenterologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Blutuntersuchung
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
  • Computertomographie (CT)
  • Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie (MRCP)
  • Cholangiographie (ERC)
  • Magen- und Enddarmspiegelung (Endosonographie)

Behandlungen (Therapie)

Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung kann schwer verlaufen und lebensbedrohlich werden. Deshalb ist eine Überwachung in einer Klinik erforderlich.

Die Behandlung (Therapie) erfolgt vor allem mit der Gabe intravenöser Flüssigkeit. Besteht der Verdacht, dass zusätzlich eine bakterielle Infektion oder ein Abszess vorliegt, wird der Facharzt für Gastroenterologie Antibiotika verordnen. Da die Erkrankung sehr schmerzhaft sein kann, werden Schmerzmittel gegeben.

In der akuten Phase wird dem Patienten häufig eine Nulldiät (Nahrungskarenz) verordnet. Sobald eine Besserung eingetreten ist, kann langsam mit einer stufenweise aufbauenden Ernährung begonnen werden.

Ist ein Gallenstein Auslöser der Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), kann er vom Facharzt für Gastroenterologie mit einer endoskopischen Untersuchung (ERCP) unter Vollnarkose entfernt werden.

Bei einer chronischen Pankreatitis werden vom Gastroenterologen Verdauungsenzyme verordnet. Außerdem greift er auf verschiedene endoskopische Verfahren zurück. Mit der Einlage von kleinen Plastikröhrchen in den Gallen- oder Pankreasgang kann der Sekretfluss gewährleistet werden. Allerdings müssen die Röhrchen regelmäßig gewechselt werden. Zunehmend wird die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) auch mit chirurgischen Maßnahmen behandelt, um das Fortschreiten der Erkrankung zu hemmen und die Funktion der Drüse zu verbessern. Dazu stehen dem Facharzt für Gastroenterologie verschiedene Operationsverfahren zur Verfügung.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Um einer Bauchspeicheldrüsenentzündung vorzubeugen, sollten Sie auf eine gesunde Ernährung achten und Alkohol vermeiden oder nur in Maßen konsumieren.Hat der Gastroenterologe bei Ihnen schon einmal die Erkrankung festgestellt sollten Sie ihren Lebensstil unbedingt umstellen, um eine Neuerkrankung zu vermeiden.

Prognose

Wenn keine Komplikationen auftreten, lässt sich die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) vom Gastroenterologen gut behandeln und heilt vollständig ab.

Bei der schweren Form hängt die Prognose davon ab, wie viel Drüsengewebe bereits zerstört wurde. Ist ein großer Teil des Organgewebes abgestorben, liegt die Überlebensrate der Patienten zwischen 20 und 60 Prozent.

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