Kompetenzzentrum für Orthopädie informiert: Gicht
Definition Gicht
Der Facharzt für Orthopädie unterteilt die Erkrankung in folgende Kategorien:
- Primäre Gicht
- Sekundäre Gicht
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung. Sie wird durch einen erhöhten Harnsäurespiegel im Blut ausgelöst.
Die primäre Gicht ist auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen. Über die Niere wird weniger Harnsäure ausgeschieden als nötig wäre. Dabei spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Durch einen sehr hohen Fleischkonsum wird mehr Harnsäure produziert als ausgeschieden werden kann. So kommt es über Jahre zu einem Rückstau von Harnsäure im menschlichen Organismus. Die sekundäre Gicht wird vom Orthopäden auf andere Erkrankungen zurückgeführt, z.B. auf Leukämie oder Störungen der Nierenfunktion.
Ist die Harnsäurekonzentration im Blut erhöht, bilden sich Harnsäurekristalle (Urat-Kristalle), die sich in Gelenken, Schleimbeuteln, Sehnen, in der Haut und im Ohrknorpel ablagern. Im Laufe der Zeit bilden sich so genannte Gichtknoten (Gichttophi). Gelenkentzündungen und Gelenkschäden können auftreten. Harnsäurekristalle setzen sich auch in der Niere ab. Nierensteine oder Nierenschäden sind mögliche Folgen.
Gicht ist mit äußerst heftigen Schmerzen verbunden und tritt zunächst vor allem in der großen Zehe auf. Sie entzündet sich, schwillt an und verfärbt sich rot. Kaum eine andere Erkrankung der Gelenke ist so schmerzhaft. Nach einigen Tagen klingt ein akuter Gichtanfall in der Regel wieder ab. Meistens kommt es jedoch zu weiteren Anfällen. Wird Gicht nicht vom Facharzt für Orthopädie behandelt, kann die Erkrankung chronisch werden.
Gicht wird vom Orthopäden vorwiegend bei Männern zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr festgestellt. Bei Frauen tritt die Erkrankung in der Regel erst ab den Wechseljahren auf. Allerdings sind etwa 80 Prozent der Betroffenen männlich.
Synonyme und artverwandte Begriffe
Arthritis urica, Hyperurikämie, Gichtanfall, Zipperlein
Englisch: gout
Überblick Gicht
Gicht bildet sich in der Regel dann, wenn die Harnsäurewerte im Blut über einen längeren Zeitraum zu hoch sind. Harnsäure entsteht bei der Aufspaltung von Purinen. Purine sind lebenswichtige Bausteine der Zellen. Sie werden vom Körper selbst gebildet oder über die Nahrung zugeführt. Besonders viele Purine sind in tierischen Lebensmitteln enthalten. Beim Abbau der Purine entsteht Harnsäure, die normalerweise mit dem Urin ausgeschieden wird.
Menschen, die an Gicht leiden, produzieren jedoch zu viel Harnsäure oder ihre Nieren schaffen es nicht, sie auszuscheiden.
So kommt es zu Ablagerungen von Harnsäurekristallen in Gelenken und Geweben. Sie können dauerhaft geschädigt werden. Lagern sich große Mengen von Harnsäurekristallen ab, bilden sich knotige Verdickungen an den Gelenken, vor allem in der Nähe der Knöchel und an den Fingern. Harnsäurekristalle können sich auch in Knochen und im Knorpel, z.B. im Ohr, ablagern.
Akute Gichtanfälle treten häufig in der Nacht auf, meistens nach übermäßigem Verzehr von rotem Fleisch oder nach exzessivem Alkoholkonsum. Wird Gicht nicht vom Orthopäden behandelt, kann die Erkrankung ausgeprägte Gelenkschäden (Arthritis urica) verursachen oder im schlimmsten Fall ein Nierenversagen (Niereninsuffizienz) hervorrufen.
Ursachen der Gicht
Fachärzte für Orthopädie machen verschiedene Ursachen aus, die zur Gicht führen können. Dazu zählen:
- Eine erbliche Veranlagung
- Übermäßige und falsche Ernährung
- Bewegungsmangel
- Übergewicht
- Alkoholmissbrauch
Gicht tritt häufig auch mit anderen Erkrankungen auf, z.B. Bluthochdruck (Hypertonie), Übergewicht (Adipositas) oder Diabetes mellitus. Auch Nierenerkrankungen können Ursache der Gicht sein.
Was Sie bei Gicht selbst tun können
Wenn Sie an Gicht leiden, sollten Sie Ihre Lebens- und Essgewohnheiten umstellen. Ihr Facharzt für Orthopädie berät Sie ausführlich dazu. Wichtig ist, purinreiche Lebensmittel zu vermeiden. Denn daraus bildet der Körper Harnsäure. Um Ihren täglichen Speiseplan zusammenzustellen, können Sie auf Nährstofftabellen zurückgreifen, die den Harnsäuregehalt von Lebensmitteln angegeben. Welche Obergrenzen von Ihnen eingehalten werden sollten, erfahren Sie von Ihrem behandelnden Orthopäden. Grundsätzlich sollten Sie folgendes beachten:
- Auf Innereien, bestimmte Fischsorten, Hefe und Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen und weiße Bohnen sowie auf Gemüse wie Spinat und Rosenkohl sollten Sie möglichst verzichten, weil sie sehr purinreich sind
- Vermeiden Sie eine hohe Fettzufuhr
- Bereiten Sie Lebensmittel fettarm zu (dünsten, grillen, kochen)
- Obst, Gemüse, Salat und Kartoffeln sind bis auf wenige Ausnahmen günstige Lebensmittel
- Vitamin C senkt den Harnsäurewert leicht
- Trinken Sie mindestens zwei bis drei Liter pro Tag
- Verzichten Sie auf Alkohol
- Bauen Sie Übergewicht behutsam ab
Um die Schmerzen zu lindern, empfehlen Orthopäden, kalte Umschläge auf die entzündeten Gelenke zu legen und Arme und Beine ruhig zu lagern.
Hilfe durch den Spezialisten
Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:
- Orthopäden
- Radiologen
Was Sie bei Ihrem Arzt für Orthopädie erwartet?
Bevor Ihr Arzt für Orthopädie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.
Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:
- Seit wann bestehen die Symptome?
- Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
- Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
- Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
- Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
- Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
- Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
- Sind Ihnen Allergien bekannt?
- Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?
Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?
Ihr Facharzt für Orthopädie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch beim Orthopäden eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.
Untersuchungen (Diagnostik) durch den Orthopäden Berlin
Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Orthopädie nun folgende Diagnostik anwenden:
- Körperliche Untersuchung
- Röntgenuntersuchung
- Blutuntersuchung
- Urinuntersuchung
Behandlungen (Therapie)
Um die Schmerzen bei einem akuten Gichtanfall zu lindern, wird Ihnen der Facharzt für Orthopädie Medikamente verschreiben. Dazu gehören entzündungshemmende kortisonfreie Antirheumatika, Colchicin sowie Kortisonpräparate in Tablettenform oder als Spritze direkt ins Gelenk.
Nach der akuten Phase wird der Orthopäde mit einer Dauerbehandlung (Therapie) beginnen. Sie zielt darauf ab, den Harnsäurespiegel zu normalisieren und zu verhindern, dass weitere Gichtanfälle auftreten und die Krankheit chronisch wird. Zum Einsatz kommen:
- Colchicin, das mehrere Monate begleitend zur übrigen Medikation eingenommen wird
- Allopurinol, um die Bildung der Harnsäure zu unterdrücken (ein so genanntes Urikostatikum)
- Febuxostat, um erhöhte Harnsäurespiegel zu senken, die schon zu Ablagerungen geführt haben
- Glukokortikoide, wenn die Nierenfunktion eingeschränkt ist
Der Facharzt für Orthopädie wird den Harnsäurewert regelmäßig kontrollieren und überprüfen, ob die gewählte Behandlung (Therapie) zum gewünschten Erfolg führt.
Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)
Grundsätzlich ist es wichtig, dass der Harnsäurespiegel in einem normalen Rahmen gehalten wird. Mit folgenden Maßnahmen kann das erreicht werden:
- Achten Sie auf ein normales Gewicht
- Bewegen Sie sich ausreichend
- Verzichten Sie auf purinreiche Nahrungsmittel (Meeresfrüchte, Innereien, Speck, Fleisch, Hülsenfrüchte und Hefe)
- Schränken Sie den Alkoholkonsum ein oder verzichten Sie ganz auf Alkohol
- Trinken Sie ausreichend (2 bis 3 Liter pro Tag), vor allem Wasser
Prognose
Gicht ist nicht heilbar. Wenn die Erkrankung vom Facharzt für Orthopädie nicht behandelt wird, kann sie chronisch werden und Gelenke dauerhaft schädigen. Durch eine Ernährungsumstellung und eine medikamentöse Behandlung (Therapie) lässt sie sich aber gut in den Griff bekommen.
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