Kompetenzzentrum für Kardiologie informiert: Kindstod, Säuglingstod, SIDS

Definition Kindstod, Säuglingstod, SIDS

Der Säuglingstod tritt insbesondere in den ersten sechs Monaten auf. Allerdings kann der Kindstod auch im zweiten Lebensjahr auftreten. Jungen sind davon etwas häufiger betroffen als Mädchen. Er wird auch als sudden infant death syndrome, SIDS, bezeichnet und ist die häufigste Todesart im Kindesalter.

Die Gründe für den plötzlichen Säuglingstod sind vielfältig und noch nicht restlos geklärt

Das Kind stirbt plötzlich, unerwartet und ohne Vorwarnung. Während des Schlafes hört es auf zu atmen, und das Herz setzt aus. Die Gründe dafür sind sehr heterogen und noch nicht vollständig geklärt. Wissenschaftler, Kinderärzte und Fachärzte für Kardiologie vermuten, dass mehrere Ursachen zusammenspielen.

Kardiologen führen den Säuglingstod unter anderem auf einen angeborenen Herzfehler zurück. Erkrankungen des Herzmuskels (Kardiomyopathien) und Herzrhythmusstörungen sind meistens nicht erkannt worden, weil ein Herzscreening nicht zu den Routineuntersuchungen nach der Geburt gehört. Aber auch durch Infektionen und Stoffwechselerkrankungen kann es zum SIDS kommen.

Viele Studien deuten auf bestimmte Risikofaktoren hin, die von den Eltern vermieden werden können.

Das Baby sollte nicht im Elternbett, sondern im eigenen Bett schlafen. Es soll nicht mit einem Kissen oder einer Decke zugedeckt werden, sondern in einem Schlafsack liegen und nicht auf dem Bauch oder der Seite schlafen, sondern auf dem Rücken.

Säuglinge, deren Mütter während der Schwangerschaft geraucht haben und nach der Geburt des Kindes rauchen, haben ein erhöhtes Risiko.

Neuere Forschungen gehen davon aus, dass eine Störung im Gehirn dafür verantwortlich ist, dass Atmung und Herztätigkeit des Babys während des Schlafes zu lange aussetzen.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Wiegentod, Krippentod
Englisch: sudden infant death syndrome

Überblick

Plötzliche, unerwartete und nicht vorhersehbare Todesfälle treten bei Kindern in den ersten beiden Lebensjahren mittlerweile nur noch selten auf. Dennoch bleibt der plötzliche Kindstod eine reale Gefahr.

Im Jahr 1991 waren es über 1.200 Todesfälle in Deutschland, im Jahr 2007 knapp 250. Auch in anderen OECD-Ländern sind die Zahlen um etwa 90 Prozent gesunken. Durch große Aufklärungskampagnen und eine deutlich verbesserte medizinische Versorgung Frühgeborener konnte die jährliche Rate des Säuglingstodes erheblich verringert werden. Inzwischen wissen zudem viele Eltern, dass ihr Baby in seinem eigenen Bett schlafen sollte, auf dem Rücken und in einem Schlafsack. Das Stillen und der Verzicht auf das Rauchen während der Schwangerschaft und nach der Geburt sind weitere Faktoren, die vorbeugend wirken.

Fachärzte für Kardiologie machen einen angeborenen Herzfehler als häufigste Todesursache bei Babys aus. Knapp ein Prozent aller Neugeborenen kommt mit einem Herzfehler zur Welt. Der häufigste ist ein Ventrikelseptumdefekt, also ein Loch in der Kammerscheidewand. Herzfehler werden bei Säuglingen häufig jedoch nicht erkannt. Der Grund dafür ist, dass die so genannte fetale Echokardiographie (EKG) oder ein Ultraschall (Sonographie) vom Herzen, die der Kardiologe vornimmt, nicht zu den Standarduntersuchungen bei Neugeborenen gehören.

Im Mutterleib entwickeln sich Babys mit einem Herzfehler in der Regel völlig normal, weil sie über den Blutkreislauf der Mutter versorgt werden. Nach der Geburt kann der Herzfehler jedoch lebensbedrohlich werden.

Auch Babys, die zu früh oder unreif geboren werden, scheinen zu den Risikogruppen zu gehören. Vermutlich weil ihr Gehirn noch nicht so weit entwickelt ist.

Ursachen des Kindstodes, Säuglingstodes, SIDS

Die Ursachen des plötzlichen Kindstodes können nicht immer geklärt werden. Er tritt unerwartet auf und ist nicht vorhersehbar.

Es gibt jedoch einige Risikofaktoren. Viele Todesfälle treten unter bestimmten Umständen auf:

  • Das Baby schlief mit den Eltern in einem Bett und nicht in einem eigenen.
  • Es lag auf dem Bauch oder auf der Seite und nicht auf dem Rücken.
  • Es war mit einer Bettdecke oder einem Kissen zugedeckt und lag nicht in einem Schlafsack.
  • Das Kind schlief nicht auf einer festen Unterlage, etwa einer Matratze.
  • Die Mutter hat während der Schwangerschaft und nach der Geburt des Kindes geraucht.

Fachärzte Kardiologe machen zudem Erkrankungen des Herzmuskels (Kardiomyopathien) und Herzrhythmusstörungen als mögliche Ursache des Säuglingstodes aus.

In den USA stellten Kardiologen eine neue Theorie auf. Sie fanden heraus, dass in höheren Lagen das SIDS-Risiko größer ist. Der Sauerstoffgehalt ist dort niedriger, sodass Kleinkinder eher unter Sauerstoffmangel leiden könnten. Als weitere mögliche Ursache des SIDS wird eine verminderte Blutversorgung des Hirnstamms vermutet. Wenn der Kopf des Kindes stark zur Seite gedreht ist, kann das Blut nicht richtig zum Gehirn fließen. Manchmal geht dem Kindstod auch eine leichte Erkältung voran.

Was Sie bei Kindstod, Säuglingstod, SIDS, selbst tun können

Wenn Ihr Kind zu den Risikogruppen gehört, sollten Sie mit einem Kardiologen besprechen, welche Maßnahmen Sie ergreifen können, um dem plötzlichen Kindstod vorzubeugen.

Wichtig ist, dass Sie Wiederbelebungstechniken, beispielsweise Herzmassage oder Mund-zu-Mund-Beatmung beherrschen.

Sie können das Kind, wenn seine Atmung und sein Herzschlag unregelmäßig sind, auch durch Ansprechen oder einen Reiz wecken, z.B. durch ein Zwicken.

Es gibt auch Warnsignale, auf die Sie achten sollten. Dass die Atmung bei einem Neugeborenen stockt, ist normal. Sollte sie jedoch länger als 20 Sekunden aussetzen, das Baby während dieser so genannten Apnoe-Phase an Armen und Beinen blau anlaufen bzw. schlaff im Bett liegen, sollten Sie das Kind umgehend von einem Pädiater oder Kardiologen untersuchen lassen.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Kardiologen
  • Pädiater

Was Sie bei Ihrem Arzt für Kardiologie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Kardiologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung vornehmen?
  • Sind die Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nimmt das Kleinkind aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?

Welche Medikamente nehmen Sie und Ihr Kleinkind regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Kardiologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die ev. regelmäßig eingenommen werden. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Kardiologen eine Übersicht über die Medikamente in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Kardiologen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Kardiologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Langzeit-EKG
  • Röntgenuntersuchung
  • Ultraschall (Sonographie) vom Schädel
  • Untersuchung im Schlaflabor (Polysonographie)
  • Herzscreening

Bei Neugeborenen, die zu den Risikogruppen gehören, können solche Untersuchungen Aufschluss darüber geben, ob bei dem Kind eine erhöhte Gefahr für den plötzlichen Kindstod besteht.

Behandlungen (Therapie)

Wenn Sie bei Ihrem Kind eine lebensbedrohliche Krise feststellen, sollten Sie sofort damit beginnen, es wiederzubeleben. Eine Mund-zu-Mund-Beatmung oder eine Herzmassage sind wichtig.

Manchmal reicht es auch aus, das Kind zu wecken und zu stimulieren, wenn die Atmung einige Sekunden ausgesetzt hat.

Danach sollten Sie Ihr Kind vom Kinderarzt oder Kardiologen gründlich untersuchen lassen.

Für Eltern, die ein Kind durch den plötzlichen Kindstod verloren oder fast verloren haben, kann eine therapeutische Betreuung sinnvoll sein. Denn häufig werden sie von Schuldgefühlen geplagt.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Das Baby soll auf dem Rücken in einem Schlafsacke schlafen

Zahlreiche Studien zum Kindstod – auch von Fachärzten für Kardiologie – weisen darauf hin, dass Eltern bestimmte Vorbeugemaßnahmen ergreifen sollten:

  • Das Baby sollte immer in Rückenlage schlafen.
  • Um eine Überhitzung oder Erstickung zu vermeiden, sollte es nicht mit einer Bettdecke oder einem Kissen zugedeckt werden, sondern in einem Schlafsack schlafen.
  • Ziehen Sie das Baby nachts nicht zu warm an, auch wenn es erkältet ist.
  • Das Kind sollte in einem eigenen Bett schlafen und nicht im Elternbett.
  • Lassen Sie Ihr Baby auf einer festen Matratze schlafen und ohne Kuscheltiere, weil diese die Atemwege verschließen könnten.
  • Benutzen Sie kein Lammfell als Schlafunterlage für Ihr Neugeborenes.
  • Stillen Sie Ihr Kind möglichst lange. Das wirkt vorbeugend gegen den Säuglingstod.
  • Verzichten Sie auf das Rauchen.
  • Die Raumtemperatur im Schlafzimmer sollte bei etwa 16 bis 18 Grad Celsius liegen.
  • Nehmen Sie die Vorsorgeuntersuchungen bei Ihrem Kinderarzt wahr.

Prognose

Noch immer sterben Babys am plötzlichen Kindstod, ohne dass die Ursache dafür bekannt ist. Fachärzte für Kardiologie verweisen auf bestimmte Risikofaktoren, die Eltern vermeiden sollten. Durch eine bessere Aufklärung ist es in den vergangenen 20 Jahren gelungen, die Zahl der Todesfälle bei Säuglingen deutlich zu senken.

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