Kompetenzzentrum für Kardiologie informiert: Blutdruck niedrig, Hypotonie
Definition Blutdruck niedrig, Hypotonie
Fachärzte für Kardiologie unterscheiden bei niedrigem Blutdruck (Hypotonie) je nach Ursache zwischen
- primärem Zustand (die Ursache ist unbekannt, der Blutdruck dauerhaft zu niedrig)
- sekundärem Zustand (Ursache sind andere Erkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten)
Fällt er unter einen bestimmten Messwert, ist der Blutdruck niedrig (Hypotonie). Im Gegensatz zum Bluthochdruck (Hypertonie) ist das jedoch nicht gefährlich. Die Lebenserwartung kann sich sogar verlängern, die Blutgefäße werden nicht dauerhaft geschädigt.
Der Kardiologe gibt beim Blutdruck zwei Werte an. Sie werden als systolischer (oberer) und diastolischer (unterer) Wert bezeichnet. Er wird in Millimeter Quecksilbersäule angegeben (mmHg).
Ist der systolische Wert kleiner als 100 Millimeter-Quecksilbersäule (mmHg), ist der Blutdruck niedrig (Hypotonie). Die Durchblutung der Organe und des Gehirns hängt von diesem Wert ab.
Probleme können auftreten, wenn der Blutdruck plötzlich stark sinkt und weniger Blut in das Gehirn fließt, sodass es weniger Sauerstoff bekommt. Bei niedrigem Blutdruck (Hypotonie) können folgende Symptome auftreten:
- Sehstörungen
- Schwarzwerden vor den Augen
- Ohrensausen
- Schwindel
- Ohnmacht
Wenn sich die Betroffenen hinlegen, verschwinden die Symptome in der Regel nach kurzer Zeit wieder.
Bei der primären Hypotonie ist die Ursache für niedrigen Blutdruck nicht bekannt. Vor allem junge und schlanke Menschen sind davon betroffen, Frauen häufiger als Männer.
Die sekundäre Hypotonie lässt sich dagegen auf bestimmte Ursachen zurückführen. Als solche machen Fachärzte für Kardiologie andere Erkrankungen aus, z.B. eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder eine Schilddrüsenunterfunktion sowie Nebenwirkungen von Medikamenten.
Synonyme und artverwandte Begriffe
Synonyme: konstitutionelle Hypotonie, orthostatische Hypotonie, Blutunterdruck, Blutniederdruck
Englisch: hypotension
Überblick
Sinkt der Blutdruck unter einen Wert von 100 zu 60 mmHg, sprechen Fachärzte für Kardiologie von niedrigem Blutdruck (Hypotonie).
Bei vielen Menschen verursacht niedriger Blutdruck keinerlei Beschwerden. Andere fühlen sich dagegen schlapp, schwach und müde. Sie frieren leichter, haben kalte Hände und Füße und weniger Energie. Auch Abgeschlagenheit, Ohnmachtsanfälle, Appetitlosigkeit, Ohrensausen, Gereiztheit, Atemnot oder depressive Verstimmungen können auf niedrigen Blutdruck (Hypotonie) hindeuten.
Bei schwangeren Frauen kann es zu einer Unterversorgung des ungeborenen Kindes kommen, wenn der Blutdruck zu stark absinkt und die Plazenta nicht ausreichend durchblutet wird.
Ein niedriger Blutdruck ist nicht gefährlich. Betroffene mit einem schwachen Kreislauf können allerdings ohnmächtig werden, stürzen und sich verletzen. Im Gegensatz zum Bluthochdruck (Hypertonie) führt die Hypotonie jedoch nicht zu einem lebensbedrohlichen Schlaganfall oder Herzinfarkt. Über Beschwerden klagen vor allem jüngere Menschen, insbesondere Frauen, die sehr schlank sind.
Niedriger Blutdruck Hypotonie kann auch ein Hinweis auf eine andere Erkrankung sein, z.B. der Schilddrüse oder des Herzens. Deshalb sollten Sie unbedingt bei einem Kardiologen vorstellig werden.
Eine besondere Form des niedrigen Blutdrucks ist die orthostatische Hypotonie. Sie tritt nur vorübergehend auf. Durch langes Stehen oder Liegen, durch Stresssituationen oder in stark geheizten Räumen.
Ursachen des niedrigen Blutdrucks, der Hypotonie
Fachärzte für Kardiologie machen verschiedene Ursachen aus, wenn der Blutdruck niedrig ist. Allerdings lässt sich die Ursache der Hypotonie nicht immer abklären.
Niedriger Blutdruck kann zurückgehen auf:
- Nebenwirkungen von Medikamenten, insbesondere wassertreibenden Diuretika sowie auf bestimmte blutdrucksenkende Mittel
- Psychopharmaka, Antidepressiva, Antipsychotika
- Herzerkrankungen
- Venenschwäche
- Genetische Faktoren
- Hormonstörungen
- Schwangerschaft
- Körpergröße und niedriges Gewicht
Was Sie bei niedrigem Blutdruck (Hypotonie) selbst tun können
Hat der Kardiologe bei Ihnen festgestellt, dass der Blutdruck niedrig ist, sollten Sie Ihren Kreislauf mit einigen Maßnahmen stabilisieren:
- Duschen Sie abwechselnd mit kaltem und warmem Wasser
- Treiben Sie Sport, gehen sie schwimmen, fahren Sie Rad oder joggen Sie
- Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung
- Nehmen Sie ausreichend Salz und Mineralien zu sich
- Trinken Sie mindestens zwei Liter am Tag
- Lassen Sie Ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren
Hilfe durch den Spezialisten
Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:
- Kardiologen
- Internisten
Was Sie bei Ihrem Arzt für Kardiologie erwartet?
Bevor Ihr Arzt für Kardiologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.
Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:
- Seit wann bestehen die Symptome?
- Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
- Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
- Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
- Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
- Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
- Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
- Sind Ihnen Allergien bekannt?
- Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?
Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?
Ihr Facharzt für Kardiologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Kardiologen eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.
Untersuchungen (Diagnostik) durch den Kardiologen
Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Kardiologie nun folgende Diagnostik anwenden:
- Blutdruckmessung
- Schellong-Test
- Kipptisch
- Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
- Blutuntersuchung
Behandlungen (Therapie)
Wenn bei Ihnen der Blutdruck niedrig ist, muss der Kardiologe nicht sofort mit einer medikamentösen Behandlung (Therapie) beginnen.
In erster Linie geht es darum, die Beschwerden zu mildern und das Herz-Kreislauf-System anzukurbeln. Dazu können Sie selbst viel tun. Besonders gut geeignet sind:
- Wechselduschen am Morgen
- Ausdauersport
- Bürstenmassagen zum Herzen hin
Sollten die Beschwerden dadurch nicht besser werden oder es öfters zu Ohnmachtsanfällen kommen, kann der Facharzt für Kardiologie mit einer medikamentösen Behandlung (Therapie) der Hypotonie beginnen.
Sie zielt darauf ab, dass der Blutdruck nicht plötzlich abfällt. Infrage kommen Mineralkortikoide, Ergotaminabkömmlinge oder Sympathomimetika.
Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)
Mit bestimmten Maßnahmen können Sie einem niedrigen Blutdruck, einer Hypotonie, vorbeugen.
Aus Sicht des Facharztes für Kardiologie zählen dazu:
- Regelmäßiger Sport
- Ausgewogene und im Gegensatz zum Bluthochdruck auch salzreiche Ernährung
- Trinken Sie mindestens zwei Liter pro Tag, vor allem natriumreiches Mineralwasser
- Wählen Sie statt Kaffee lieber Kräuter- und Früchtetees sowie Obst- und Gemüsesäfte
- Duschen Sie abwechselnd warm und kalt und beenden Sie das Duschen mit kaltem Wasser
- Machen Sie Bürstenmassagen zum Herzen hin
- Schlafen Sie erhöht auf einem Kopfkissen
- Tragen Sie Stützstrümpfe, wenn Sie unter Krampfader leiden
Auch Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training können hilfreich sein.
Prognose
Zu niedriger Blutdruck (Hypotonie) ist nicht gefährlich und muss nicht zwangsläufig vom Facharzt für Kardiologie behandelt werden. Meistens haben die Betroffenen sogar eine höhere Lebenserwartung und werden seltener krank.
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