Kompetenzzentrum für Dermatologie und Hauterkrankungen informiert: Übermäßiges Schwitzen – Hyperhidrose
Definition Übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrose)
Der Facharzt für Dermatologie unterscheidet je nach Ursache zwischen:
- Primärer Hyperhidrose
- Sekundärer Hyperhidrose
Übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrose) ist eine Erkrankung, bei der mehr Schweiß vom Körper produziert wird, als zur Regulierung der Wärme gebraucht wird. Dermatologen sprechen von einer übermäßigen, unkontrollierten Schweißproduktion. Bei der primären Hyperhidrose geht die Dermatologie von einer Fehlfunktion im autonomen (vegetativen) Nervensystem aus. Dabei regen die Nerven, die für die Steuerung der Schweißdrüsen zuständig sind, die Drüsen an, mehr Schweiß zu produzieren.
Eine genetische Komponente gilt unter Dermatologen als wahrscheinlich. Meistens tritt diese Form des übermäßigen Schwitzens ab der Pubertät auf. Auslöser können Nervosität, Stress und eine leichte körperliche Anstrengung sein. Die sekundäre Hyperhidrose wird dagegen durch eine andere Erkrankung verursacht. Das können Hormonstörungen sein, eine Überfunktion der Schilddrüse oder psychische Erkrankungen. Jede Zone des Körpers kann vom starken Schwitzen betroffen sein. Fachärzte für Dermatologie machen übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrose) besonders häufig an folgenden Stellen aus:
- Hand (Hyperhidrosis manum)
- Achselhöhle (Hyperhidrosis axillaris)
- Kopf (Hyperhidrosis facialis)
- Füße (Hyperhidrosis peduum)
- Rumpf (trunkale Hyperhidrosis)
Etwa ein bis zwei Prozent der Deutschen leiden an Hyperhidrose, einem starken Schwitzen. Betroffene sind unabhängig von körperlicher Anstrengung oder der äußeren Temperatur völlig durchgeschwitzt. Manche schwitzen so stark, dass sie körperliche Aktivitäten und soziale Kontakte meiden. Denn sie haben Angst, mit großen Schweißflecken auf der Kleidung unangenehm aufzufallen. Manche müssen sogar mehrmals am Tag ihre Kleider wechseln. Viele nehmen starkes Schwitzen (Hyperhidrose) nicht als Krankheit wahr, obwohl sie darunter leiden. Damit sie ihre Lebensqualität zurückgewinnen, ist es wichtig, einen Hautarzt aufzusuchen und die Hyperhidrose behandeln zu lassen. Synonyme und artverwandte Begriffe Synonyme: übermäßige Schweißabsonderung, palmoplantare Hyperhidrose, exzessives Schwitzen, Ephidrosis, Sudorrhoe Englisch: hyperhidrosis
Überblick
Schwitzen ist aus Sicht des Dermatologen eine natürliche und wichtige Körperfunktion, um den Organismus vor Überhitzung zu schützen. Schweißdrüsen geben Wasser ab, die Flüssigkeit verdunstet und kühlt die Körperoberfläche. So befreit sich der Körper von zu viel innerer Wärme. Insgesamt hat der Mensch etwa drei Millionen Schweißdrüsen. Besonders viele sind in den Achselhöhlen, an den Händen und Fußsohlen, aber auch an der Stirn. Den Befehl zum Schwitzen geben Nerven. Bei schwerer körperlicher Arbeit produziert der Mensch mehrere Liter Schweiß am Tag. Geht die Schweißproduktion jedoch über das normale Maß hinaus, sprechen Fachärzte für Dermatologie von Hyperhidrose. Sie kann den ganzen Körper betreffen oder lokal begrenzt sein. Körperliche Anstrengung, emotionaler Stress, Alkohol- und Kaffeegenuss, die Einnahme von bestimmten Medikamenten oder andere Erkrankungen können übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrose) auslösen. Meistens stellt der Hautarzt die Erkrankung schon in jungen Jahren fest. Bereits im Kindesalter kann sie auftreten. Wenn Sie einmal in der Woche völlig unvermittelt so nass geschwitzt sind, dass Hände, Stirn oder Füße tropfen, sollten Sie einen Dermatologen aufsuchen.
Ursachen des übermäßigen Schwitzens (Hyperhidrose)
Die Ursachen der primären Hyperhidrose sind bisher kaum geklärt. Dagegen sind Dermatologen bei der sekundären Hyperhidrose bereits einen Schritt weiter. Dahinter kann sich eine andere Krankheit verbergen. Als Ursache machen Fachärzte für Dermatologie etwa eine Infektion aus, Diabetes mellitus, eine Schilddrüsenerkrankung, einen Tumor oder eine neurologische Krankheit. Übergewichtige schwitzen manchmal sehr stark, aber auch Frauen in den Wechseljahren, weil der Spiegel des Hormons Östrogen sinkt. Sekundäre Hyperhidrose führen Dermatologen auch auf Stress zurück oder auf Nebenwirkungen von Medikamenten.
Was Sie bei übermäßigem Schwitzen (Hyperhidrose) selbst tun können?
Es gibt viele Möglichkeiten, mit übermäßigem Schwitzen (Hyperhidrose) umzugehen. Besonders wichtig ist es, sich nicht zurückzuziehen, sondern offen über die Erkrankung zu sprechen. Ihr Facharzt für Dermatologie ist Ansprechpartner und kann Ihnen Kontakt zu Selbsthilfegruppen vermitteln. Auch das Einhalten bestimmter Verhaltensregeln kann dazu beitragen, unkontrollierte, übermäßige Schweißausbrüche zu vermeiden oder zu kontrollieren. Dermatologen empfehlen, das Körpergewicht im Normalbereich zu halten, bestimmte Genuss- und Nahrungsmittel, die die Schweißproduktion anregen, zu vermeiden. Ihr Hautarzt wird Sie dazu beraten. Strukturieren Sie Ihre Arbeits- und Lebenswelt und bauen Sie Entspannungsübungen in den Alltag ein. Außerdem brauchen Sie Geduld. Viele Präparate, die der Hautarzt verordnet, schlagen erst nach längerer Zeit an oder bringen vielleicht nicht den erhofften Erfolg. Verlieren Sie nicht den Mut und sprechen Sie mit Ihrem Dermatologen über andere Therapieverfahren.
Hilfe durch den Spezialisten
Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:
- Dermatologen
- Pädiater
- Endokrinologen
- Neurologen
- Psychiater
- Psychotherapeuten
Was Sie bei Ihrem Arzt für Dermatologie erwartet?
Bevor Ihr Arzt für Dermatologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen. Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:
- Seit wann bestehen die Symptome?
- Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
- Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
- Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle
- Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
- Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
- Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
- Sind Ihnen Allergien bekannt?
- Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?
Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?
Ihr Facharzt für Dermatologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Hautarzt eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Einen Medikamentenplan zum Ausfüllen finden Sie hier.
Untersuchungen (Diagnostik) durch den Dermatologen
Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Dermatologie nun folgende Diagnostik anwenden:
- Körperliche Untersuchung
- Jodstärketest
- Gravimetrietest
- Elektrokardiogramm (EKG)
- Blutuntersuchung
- Röntgenuntersuchung
- Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
Behandlungen (Therapie)
Der Facharzt für Dermatologie unterscheidet bei der Behandlung (Therapie) der primären Hyperhidrose konservative (nicht operative) und chirurgische (operative) Verfahren. Bei der sekundären Hyperhidrose steht vor allem die Behandlung (Therapie) der Grunderkrankung im Vordergrund. Liegt keine andere Erkrankung zugrunde, wird der Hautarzt folgende Möglichkeiten in Erwägung ziehen:
- Aluminiumchlorid
- Iontophorese
- Botulinumtoxin
- Saugkürretage
- Hautentfernungen
- Radiofrequenz Thermotherapie
- Nervenblockade (endoskopische Sympathikusblockade)
Kann das übermäßige Schwitzen (Hyperhidrose) nicht anders erfolgreich behandelt werden, wird der Facharzt für Dermatologie die Überaktivität des so genannten Sympathikusnervs blockieren, indem er ihn operativ durchtrennt oder teilweise entfernt. Bei der Radiofrequenz Thermotherapie handelt es sich um ein neues Behandlungsverfahren. Durch Radiofrequenzwellen können die Schweißdrüsen in der Haut vom Dermatologen deaktiviert werden. Unter örtlicher Betäubung ist es für den Patienten völlig schmerzfrei.
Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)
Um der Hyperhidrose, also starkem Schwitzen, vorzubeugen, sollten Maßnahmen ergriffen werden, die eine verstärkte Schweißbildung verhindern. Fachärzte für Dermatologie empfehlen, auf Alkohol, Kaffee, sehr heiße Speisen und scharfe Gewürze zu verzichten. Entspannungsübungen und wenig Stress sind ebenfalls hilfreich. Außerdem raten Hautärzte dazu, atmungsaktive Kleidung zu tragen, weil synthetische Fasern den Schweiß nicht nach außen abgeben. Wenn Sie Übergewicht haben, sollten Sie abnehmen.
Prognose
Übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrose) lässt sich vom Facharzt für Dermatologie gut behandeln und langfristig eindämmen. Die Behandlung (Therapie) dauert oftmals länger und erfordert Geduld von den Patienten