Kompetenzzentrum für Diabetologie und Endokrinologie informiert: Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis)
Definition Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis)
Fachärzte für Endokrinologie unterscheiden zwischen einer
- akuten Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis)
- subakuten Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis de Quervain)
- chronischen Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis)
Bei einer Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis) hat sich das Drüsengewebe des Organs entzündet. Im Vergleich zu anderen Erkrankungen der Schilddrüse ist sie sehr selten. Endokrinologen unterscheiden verschiedene Formen und Ursachen. Am häufigsten wird die Hashimoto-Thyreoiditis vom Facharzt für Endokrinologie diagnostiziert. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse führt. Sie tritt vor allem bei Frauen auf, meist im Alter von 40 bis 50 Jahren.
Chronische Schilddrüsen-Entzündungen wie die Hashimoto-Thyreoiditis verlaufen oft ohne starke Beschwerden. Deshalb bemerken viele Patienten die Entzündung nicht und suchen erst einen Facharzt für Endokrinologie auf, wenn sie ständig müde und abgeschlagen sind, sich schlechter konzentrieren können, unter Verstopfung leiden und Gewicht zunehmen, obwohl sie nicht mehr essen als vorher. Eine andere, äußerst seltene chronische Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis) ist das Riedel-Struma (fibrosierende Thyreoiditis). Dabei bildet sich hartes Narbengewebe.
Die akute Form der Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis) ist extrem selten und beginnt meistens ganz plötzlich. Patienten haben Fieber und fühlen sich schlapp. Ihre Schilddrüse ist geschwollen und schmerzt. Außerdem können die Lymphknoten am Hals vergrößert sein. Eine akute Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis) kann auch nach einer Bestrahlung oder nach Verletzungen der Schilddrüse auftreten.
Als Ursache der Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis) machen Endokrinologen häufig auch eine andere Erkrankung aus, z.B.:
- Mandelentzündung
- Tuberkulose
- Pilzinfektion der Lunge
- Syphilis
- Lymphdrüsenerkrankungen
Die subakute Schilddrüsen-Entzündung (subakute Thyreoiditis de Quervain) wird in der Regel durch eine Virusinfektion der Atemwege ausgelöst, möglicherweise auch durch eine erbliche Veranlagung. Sie beginnt schleichend. Etwa eineinhalb bis zwei Wochen nach dem Infekt fühlen sich die Patienten müde, abgeschlagen und schlapp. Sie klagen zudem über Schmerzen im Bereich der Schilddrüse, die bis zu den Ohren, bis zum Unterkiefer oder in den ganzen Kopf oder Brustbereich ausstrahlen können. Kopfschmerzen, Fieber und Muskelschmerzen können als Begleiterscheinungen auftreten.
Eine Sonderform der Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis) ist die Post-Partum-Thyreoiditis. Endokrinologen stellen sie bei Frauen nach der Entbindung fest. Sie tritt bei etwa vier Prozent der Mütter auf. Im Allgemeinen heilt sie ohne Folgen aus.
Synonyme und artverwandte Begriffe
Synonyme: Riesenzellthyreoiditis, eisenharte Struma
Englisch: thyroiditis
Überblick
Die Schilddrüse (Thyreoidea) ist etwa walnussgroß. Sie befindet sich unterhalb des Kehlkopfes und besteht aus zwei Lappen, die sich schmetterlingsförmig aneinander schmiegen. Da das Gewebe sehr weich ist, wiegt die Schilddrüse im Durchschnitt zwischen 12 und 20 Gramm.
Das Organ ist zwar klein, aber es hat großen Einfluss auf den Körper. Die Schilddrüse produziert aus Eiweiß und Jod die lebenswichtigen Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Sie beeinflussen nicht nur organische Vorgänge wie Herz, Kreislauf, Verdauung und das Wachstum, sondern sie aktivieren auch den Stoffwechsel der Nervenzellen und die Tätigkeit des Gehirns. Die Schilddrüse hat somit erheblichen Einfluss auf unsere Psyche und unser Wohlbefinden.
Ist sie entzündet, können je nach Ursache unterschiedliche Symptome auftreten. Fachärzte für Endokrinologie stellen häufig eine Vergrößerung der Schilddrüse fest. Manchmal klagen Patienten auch über Schluckbeschwerden und Schmerzen. Eine Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis) kann in bestimmten Fällen zu einer Überfunktion (Hyperthyreose) oder einer Unterfunktion (Hypothyreose) der Schilddrüse führen.
Ursachen der Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis)
Endokrinologen machen verschiedene Ursachen für eine Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis) aus. Am häufigsten sind Schilddrüsen-Entzündungen (Thyreoiditis) im Rahmen so genannter Autoimmunerkrankungen. Die Hashimoto-Schilddrüsen-Entzündung gehört zu den Autoimmunerkrankungen.
Aus bisher nicht bekannter Ursache bildet der Körper Abwehrstoffe (Antikörper) gegen die Schilddrüse. Dadurch wird die Entzündung ausgelöst und Schilddrüsengewebe zerstört.
Das wiederum kann zu einer Schilddrüsen-Unterfunktion (Hypothyreose) führen. Fachärzte für Endokrinologie vermuten, dass die Hashimoto-Schilddrüsen-Entzündung auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen ist. Außerdem scheint eine Entzündung der Leber (Hepatitis C) eine Rolle zu spielen. Ursache des Riedel-Strumas (fibrosierende Thyreoiditis) ist vermutlich eine Autoimmunerkrankung.
Bei der akuten Form wird die Entzündung entweder durch Bakterien, Viren oder andere Keime verursacht. Sie kann auch nach einer Strahlenbehandlung oder einer Verletzung der Schilddrüse auftreten. Als Quelle einer akuten Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis) machen Endokrinologen oft eine andere Erkrankung aus, etwa eine Mandelentzündung, Mumps oder Masern. Mit dem Blut gelangen die Bakterien in die Blutgefäße der Schilddrüse. Eine akute Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis) kann durch Streptokokken, Staphylokokken, Pneumokokken oder durch Darmbakterien (Escherichia coli) hervorgerufen werden. Auch andere Krankheitserreger, z. B. Echinokokken, Pilze, Spirochäten, Erreger der Syphilis (Treponema pallidum) oder Viren können eine akute Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis) auslösen.
Bei Patienten, die wegen einer Krebserkrankung oder einer anderen Erkrankung bestrahlt werden, können die Strahlen dazu führen, dass sich die Schilddrüse entzündet. Das kommt allerdings sehr selten vor. Bösartige Tumore in der Schilddrüse oder Tochtergeschwülste (Metastasen) und Verletzungen des Organs können ebenfalls eine Entzündung der Schilddrüse verursachen.
Welche Gründe zur subakuten Schilddrüsen-Entzündung (subakute Thyreoiditis de Quervain) führen, ist bisher nicht bekannt. Endokrinologen vermuten, dass sie durch eine Entzündung der Atemwege ausgelöst werden könnte. Auch eine genetische Veranlagung wird vermutet.
Was Sie bei Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis) selbst tun können
Sind Bakterien Ursache der Schilddrüsen-Entzündung, wird der Facharzt für Endokrinologie ein Antibiotikum verordnen, das die Bakterien abtötet. Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung (Therapie) sollten Sie bei Fieber Bettruhe einhalten und auf eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit achten. Außerdem können Sie den Hals mit Halswickeln von außen kühlen.
Hilfe durch den Spezialisten
Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:
- Endokrinologen
Was Sie bei Ihrem Arzt für Endokrinologie erwartet
Bevor Ihr Arzt für Endokrinologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.
Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:
- Seit wann bestehen die Symptome?
- Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
- Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
- Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle
- Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
- Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
- Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
- Sind Ihnen Allergien bekannt?
- Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?
Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?
Ihr Facharzt für Endokrinologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Endokrinologen eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.
Untersuchungen (Diagnostik) durch den Endokrinologen
Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Endokrinologie nun folgende Diagnostik anwenden:
- Abtasten der Schilddrüse
- Bestimmung der Schilddrüsenhormone im Blut
- Bestimmung bestimmter Antikörperwerte im Blut
- Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
- Szintigraphie der Schilddrüse
- Feinnadelpunktion
Behandlungen (Therapie)
Die Behandlung der Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis) durch den Endokrinologen richtet sich danach, welche Ursache die Erkrankung hat. Haben Bakterien die Entzündung ausgelöst, ist eine Behandlung (Therapie) mit einem Antibiotikum notwendig. Damit werden die Bakterien abtötet. Antibiotika verschreibt der Facharzt für Endokrinologie meist in Tablettenform. Bei schweren Erkrankungen kann auch eine Infusion über eine Vene infrage kommen.
Die subakute Form der Schilddrüsen Entzündung (subakute Thyreoiditis de Quervain)
verläuft in der Regel sehr milde und heilt in vielen Fällen spontan aus. Die Behandlung (Therapie) durch den Facharzt für Endokrinologie erfolgt mit entzündungshemmenden Medikamenten, so genannten Antiphlogistika. Sie wirken auch schmerzlindernd. Bei einem schweren Krankheitsverlauf und starken Beschwerden wird der Endokrinologe zusätzlich Kortison verordnen, das die Entzündung hemmt.
Bei der Hashimoto-Thyreoiditis wird Schilddrüsengewebe zerstört, sodass sich eine Unterfunktion der Schilddrüse einstellt. Um den Mangel an Schilddrüsenhormonen auszugleichen, müssen Patienten lebenslang das Hormon L-Thyroxin einnehmen. Um die genaue Dosis zu bestimmen, sind regelmäßige Blutuntersuchungen bei Ihrem behandelnden Endokrinologen erforderlich.
Ein Riedel-Struma lässt sich mit Medikamenten nicht behandeln. In diesem Fall wird der Endokrinologe die Schilddrüse operativ entfernen. Patienten müssen dann lebenslang Schilddrüsenhormone in Tablettenform einnehmen.
Die Post-Partum-Thyreoiditis, die bei Frauen nach der Geburt auftreten kann, erfordert in der Regel keine spezielle Behandlung (Therapie). Wurde die Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis) durch eine andere Erkrankung ausgelöst, ist die Behandlung (Therapie) der Grunderkrankung wichtig. Bei einer starken Entzündung des Organs kann der Facharzt für Endokrinologie entzündungshemmende Medikamente verordnen.
Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)
Einer Schilddrüsen-Entzündung (Thyreoiditis) lässt sich nur bedingt vorbeugen. Sie sollten jedoch darauf achten, bakterielle Entzündungen im Rachenbereich und Virusinfektionen ausreichend behandeln zu lassen. So können Sie eine Zweitinfektion, also eine Entzündung der Schilddrüse, vermeiden.
Prognose
Eine akute Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis) heilt nach der Behandlung (Therapie) durch den Endokrinologen vollständig aus. Das dauert in der Regel einige Wochen. Bei der Thyreoiditis de Quervain kann es zwischen drei und sechs Monate dauern.
Patienten mit einer Hashimoto-Thyreoiditis müssen ein Leben lang vom Endokrinologen behandelt werden und Schilddrüsenhormone in Tablettenform einnehmen. Die Dosierung kontrolliert der behandelnde Endokrinologe regelmäßig.
Das Riedel-Struma ist mit der Entfernung der Schilddrüse ausgeheilt. Allerdings müssen Patienten lebenslang Schilddrüsenhormone einnehmen, um den Hormonmangel auszugleichen. Die Post-Partum-Thyreoiditis verschwindet in der Regel ohne eine spezielle Behandlung (Therapie) innerhalb eines Jahres.
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