Kompetenzzentrum für Gynäkologie und Geburtshilfe informiert: Infektionen in der Schwangerschaft
Liebe Schwangere,
wir möchten Sie informieren, wie Sie sich gegen einige nicht durch Impfung verhinderbare Infektionskrankheiten in der Schwangerschaft schützen können.
TOXOPLASMOSE
Die Infektion erfolgt durch Katzenkot und rohes oder nicht genügend durchgegartes Fleisch. Eine frische Infektion, die durch einen Bluttest festgestellt werden kann, lässt sich mit Antibiotika gut behandeln. Eine nicht behandelte Infektion kann zu Fehlgeburten, Augen- und Hirnschäden des Kindes führen. Eine zuvor unbemerkte Infektion führt zu Immunität, dies lässt sich durch einen Antikörpertest im Blut feststellen.
Empfehlung zur Vorbeugung, die hier sehr effektiv ist:
- Katzen meiden, Katzentoilette von einer anderen Person mit heißem Wasser reinigen lassen, eine Katze, die immer im Haus lebt, stellt meist keine Infektionsquelle dar.
- Gartenarbeiten nur mit Handschuhen durchführen
- Obst und Gemüse gut waschen
- Hände nach dem Zubereiten von Fleisch und vor dem Essen mit Seife reinigen.
Wir empfehlen einen Bluttest zur Bestimmung der Immunität am Anfang der Schwangerschaft. Wenn keine Immunität besteht, jedoch der Verdacht auf eine frische Infektion, sollte man diese im Verlauf der Schwangerschaft durch weitere Tests ausschließen.
ZYTOMEGALIE (CMV= Cytomegalievirus)
Die Virusinfektion kann bei gesunden Neugeborenen und Kleinkindern durch Scheidensekret, Muttermilch, Speichel (z. B. infizierte Kinder in einer Kindertagesstätte) oder durch engen Kontakt mit infizierten Personen erfolgen. Es ist die häufigste angeborene Infektionserkrankung. Kinder scheiden das Virus oft sehr lange in Speichel und Urin aus. Für Nicht-Schwangere ist die Infektion harmlos.
Das Virus bleibt lebenslang im Körper (wie Herpesviren, zu deren Gruppe es gehört). Besonders die Erstinfektion der Mutter bis zu 3 Monaten vor Empfängnis und in der Frühschwangerschaft ist für das Ungeborene gefährlich und kann zu Fehlbildungen führen. Je früher in der Schwangerschaft die Infektion erfolgt, umso häufiger treten neurologische Schäden auf. Am typischsten sind Hörschäden des Kindes.
Die Anwendung von Virostatika in der Schwangerschaft ist nicht zugelassen (nur Off-Label-Use im Rahmen von Studien möglich). Ein Bluttest ist jedoch möglich und empfehlenswert, um zu überprüfen, ob Sie sich vor einer Erstinfektion schützen müssen. Bei einer Wiederinfektion wird das Virus äußerst selten auf das Ungeborene übertragen.
Empfehlung zur Vorbeugung:
- Speichel, Tränen und Urinkontakt sind zu vermeiden. Also Kleinkinder nicht auf den Mund küssen, keinen Schnuller in den Mund nehmen, nicht vom Löffel oder Fläschchen des Kindes kosten, nicht die Reste einer Kindermahlzeit aufessen
- Kein gemeinsamer Gebrauch von Zahnbürsten, Essgeschirr, Besteck und Handtüchern.
- Benetzte Gegenstände und Textilien von einer anderen Person reinigen lassen oder Handschuhe anziehen.
- Keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr mit CMV-positivem Partner
- Häufiges gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife, insbesondere nach dem Windelwechsel, Füttern oder Baden eines Kleinkindes (evtl. anderen Personen übertragen).
- Die Eingewöhnung eines Geschwisterkindes in den Kindergarten sollte überdacht werden.
- Bei gefährdeten Berufsgruppen ist Beschäftigungsverbot bis zur 20. Schwangerschaftswoche möglich.
RINGELRÖTELN (Parvovirus B19; nicht zu verwechseln mit Röteln)
Die Virusinfektion erfolgt durch Tröpfchen über die Atemwege oder über Blut und ist eine harmlose Kinderkrankheit. Sie tritt häufig im Winter und Frühjahr auf. Bei einem ungeborenen Kind wird die Bildung von roten Blutkörperchen gehemmt und es kann sich eine schwere Blutarmut mit Wassereinlagerungen entwickeln. Bei einer Infektion in der Schwangerschaft erfolgen engmaschige Ultraschallkontrollen, um bei Bedarf rechtzeitig eine Bluttransfusion beim Ungeborenen durchzuführen. Fehlbildungen kommen nicht vor. Eine durchgemachte Infektion führt zu Immunität, ein Bluttest zur Feststellung der Immunitätslage ist möglich und empfehlenswert.
Empfehlung zur Vorbeugung:
- Bei gefährdeten Berufsgruppen ist ein Beschäftigungsverbot bis zur 20. Schwangerschaftswoche möglich.
- Bitten Sie im Kindergarten des Geschwisterkindes um sofortige Information bei Ausbruch von Ringelröteln, in diesem sollte das Kind nicht in die Kita gebracht werden.
- Erwägen Sie die Betreuung eines möglicherweise infizierten Kindes durch andere Personen, z.B. durch Großeltern.
- Eine Kitaeingewöhnung in der Frühschwangerschaft ist möglichst zu vermeiden.
LISTERIEN (Lebensmittelinfektion)
Der Erreger ist ein sehr weit verbreitetes Bakterium das sowohl bei Tieren als auch in der Natur vorkommt. Es kann sich bei Kühlschranktemperatur vermehren. Es ist am häufigsten in rohen Lebensmitteln, die vom Tier stammen, zu finden. Über kontaminierte Erde gelangt es auf Obst, Frischgemüse, Kräuter und Blattsalate.
Gefährdet sind Schwangere, Neugeborene, sehr alte oder immungeschwächte Menschen. Die akute Infektion kann zu Fehl- und Frühgeburten sowie zur Geburt infizierter Kinder führen. Eine Therapie mit Antibiotika ist möglich.
Empfehlung für Schwangere:
- Vorsicht bei der Zubereitung roher Lebensmittel! Die Küchenutensilien, Oberflächen und Geräte sollten nach Kontakt mit rohen tierischen Produkten mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden.
- Auf Rohmilchkäse, eingelegten Käse (Feta u.a.), Weichkäse mit Oberflächenschmiere (Harzer, Limburger u .a.), Sushi, Austern, Räucherfisch, Antipasti aus offenen Gefäßen und nicht ausreichend durchgegartes Fleisch (mind. 2 Minuten bei 70 Grad) sowie Rohwurst sollte verzichtet werden!
- Reinigen Sie schnell verschmutzte Schwämme, Lappen, Bürsten häufig bei 60 Grad in der Waschmaschine oder Spülmaschine bzw. nutzen Sie z. B. lieber Einmalküchentücher.
- Bewahren Sie Lebensmittel im Kühlschrank in geschlossenen Behältern auf.
- Brauchen Sie angebrochene Lebensmittel innerhalb von 2 – 3 Tagen auf bzw. verzehren am besten möglichst frisch zubereitete Speisen.
- Waschen Sie Obst, Gemüse, Blattsalate, Kräuter etc. sorgfältig, am besten unter fließendem Wasser
- Verzehren Sie keine verpackten Mischsalate.