Kompetenzzentrum für Gynäkologie informiert: Eierstockkrebs, Ovarialkarzinom

Definition Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom)

Fachärzte für Gynäkologie unterscheiden beim Eierstockkrebs,

  • ob Zellen der Eierstockhülle (Oberflächenepithel) in bösartiges Gewebe umgewandelt werden (Ovarialkarzinom)
  • ob sich die Wucherungen aus den hormonproduzierenden Zellen der Eierstöcke bzw. der Keimzellen ableiten

Die weitaus häufigste Form ist mit etwa 90 Prozent das Ovarialkarzinom. Eierstockkrebs ist eine äußerst aggressive und bösartige Wucherung an einem Eierstock oder an beiden Eierstöcken.

Eierstockkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung der weiblichen Genitalorgane

Es ist die zweithäufigste Krebserkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane. Verglichen mit anderen Krebsarten tritt Ovarialkarzinom jedoch eher selten auf. In Deutschland stellen Fachärzte für Gynäkologie die Diagnose jedes Jahr bei knapp 8.000 Patientinnen. Betroffen sind vor allem Frauen nach den Wechseljahren.

Seit der Jahrtausendwende gehen die Zahl der Erkrankungen und die Sterberate erfreulicherweise zurück.

Der Frauenarzt teilt das Ovarialkarzinom in verschiedene Stadien ein und unterscheidet zwischen:

  • der Größe des Tumors (T)
  • der Beteiligung der Lymphknoten (N)
  • des Vorhandenseins von Metastasen (M)
  • des Gewebetyps

Fachärzte für Gynäkologie verwenden dafür den Begriff TNM-Klassifikation. Ziffern hinter den Buchstaben geben an, wie groß der Tumor ist, wie weit er sich ausgebreitet hat, ob auch die Lymphknoten und weitere Organe betroffen sind.

Daneben wird mit der so genannten FIGO-Klassifikation das Stadium des Eierstockkrebses bestimmt:

Stadium FIGO I: der Tumor befällt einen Eierstock oder beide Eierstöcke

Stadium FIGO II: der Tumor breitet sich im Becken aus

Stadium FIGO III: der Tumor befällt die Lymphknoten oder breitet sich in der Bauchhöhle aus

Stadium FIGO IV: der Tumor befällt innere Organe und hat die Bauchhöhle (Peritonealhöhle) verlassen

Das Ovarialkarzinom macht sich oft erst sehr spät bemerkbar. Der Tumor kann eine ganze Weile in der Bauchhöhle wachsen, ohne dass Beschwerden auftreten. Erst wenn er auf andere Organe drückt, etwa auf Darm oder Blase, klagen Betroffene über eine Schwellung des Bauches, über Schmerzen, Übelkeit, Blähungen oder Durchfall.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: bösartige Neubildung des Ovars, Eierstock-Karzinom
Englisch: ovarian cancer

Überblick

Das Risiko an Ovarialkrebs zu erkranken steigt mit dem Alter

Jede Frau hat zwei Eierstöcke (Ovarien). Sie befinden sich auf beiden Seiten der Gebärmutter und zählen zu den inneren weiblichen Geschlechtsorganen (Genitale). Die Eierstöcke haben zwei wesentliche Funktionen:

  • Produktion der Eizellen
  • Produktion der weiblichen Geschlechtshormone

In den Wechseljahren (Klimakterium) stellen die Eierstöcke ihre hormonelle Funktion ein. Dadurch wird die Menopause ausgelöst, also das Ausbleiben der Regelblutung.

Das Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Der Frauenarzt stellt die Diagnose vor allem bei Patientinnen, die über 60 Jahre alt sind. Dennoch kann die Erkrankung auch jüngere Frauen betreffen.

Die Tumore wachsen zunächst im kleinen Becken und verbreiten sich von dort in die Eileiter, in die Gebärmutter sowie in die Blase und in den Darm. Dort bilden sie kleine Tumorabsiedlungen (Peritonealkarzinose). Auch über die Lymphbahnen kann sich der Krebs verbreiten und Tochtergeschwülste (Metastasen) in den Lymphknoten bilden. In seltenen Fällen treten sie auch in Lunge und Leber auf.

Weil das Ovarialkarzinom lange Zeit keine Beschwerden verursacht, bemerken viele Frauen die Erkrankung zunächst nicht und suchen erst spät einen Facharzt für Gynäkologie auf.

Typische Symptome sind Druck im Unterbauch, Übelkeit und häufige Müdigkeit. Große Tumore können auch Blasenbeschwerden hervorrufen. Außerdem kann sich Bauchwasser (Aszites) bilden.

Bei etwa 70% der Betroffenen wird Eierstockkrebs erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt.

Ursachen des Eierstockkrebses (Ovarialkarzinom)

Die Ursachen für die Entstehung von Eierstockkrebs sind wie bei vielen anderen Krebserkrankungen nicht vollständig geklärt. Fachärzte für Gynäkologie kennen einige Risikofaktoren. Dazu gehören:

  • das Alter
  • Übergewicht
  • Umwelteinflüsse
  • frühe Menstruation
  • späte letzte Regelblutung
  • Kinderlosigkeit und Unfruchtbarkeit
  • familiäre Belastung für Brustkrebs
  • bestimmte Genveränderungen (Mutationen)

Etwa 10 Prozent der Tumore sind genetisch bedingt. Frauen, die das BRCA-1-Gen bzw. das Gen BRCA-2 tragen, erkranken wesentlich häufiger an Brust- und an Eierstockkrebs als Frauen, die diese Gene nicht haben.

Krebsforscher gehen zudem davon aus, dass eine Veranlagung zum Brustkrebs das Risiko erhöht, an Ovarialkarzinom zu erkranken.

Weniger gefährdet sind Frauen, die jahrelang die Pille genommen, mehrere Kinder bekommen und gestillt haben.

Was Sie bei Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) selbst tun können

Hat der Facharzt für Gynäkologie die Diagnose Eierstockkrebs gestellt, ist das für die meisten Frauen ein massiver Einschnitt in ihr bisheriges Leben. Angst, Depression und Gefühle der Hilflosigkeit können auftreten. Auch die Sexualität kann sich verändern.

Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und andere Angebote für Krebspatientinnen unterstützen Sie dabei, ihr Leben mit der Diagnose Eierstockkrebs selbst in die Hand zu nehmen. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Frauenarzt.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Gynäkologen
  • Radiologen
  • Chirurgen
  • Urologen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Gynäkologie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Gynäkologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Gynäkologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Frauenarzt eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Gynäkologen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Gynäkologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Tastuntersuchung (bimanuelle Palpation)
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Computertomographie (CT)
  • Blasenspiegelung (Zytoskopie)
  • Enddarmspiegelung (Rektoskopie)
  • Bauchspiegelung (Laparoskopie)
  • Feingewebliche Untersuchung (Histopathologie)
  • TMN-Klassifikation

Bei der TMN-Klassifikation wird die Größe des Tumors (T1-4) bestimmt, der Befall von Lymphknoten (N0-3) und das Vorhandensein oder Fehlen von entfernten Metastasen (M0 und M1). Außerdem kann der Facharzt für Gynäkologie eine weitere Einteilung zur Charakterisierung des Tumors vornehmen, die so genannte FIGO-Klassifikation.

Behandlungen (Therapie)

Wenn alle Untersuchungsergebnisse vorliegen und sich der Verdacht auf Eierstockkrebs bestätigt hat, wird der Facharzt für Gynäkologie mit Ihnen die Behandlung (Therapie) besprechen. Infrage kommen:

  • Operation
  • Chemotherapie
  • Antikörpertherapie
Das Ziel des Gynäkologen ist, die befallenen Stellen möglichst zu entfernen

Das Ziel der Operation ist, den Tumor vollständig zu entfernen bzw. die Tumormasse so weit wie möglich zu verkleinern. Deshalb werden beide Eierstöcke, die Gebärmutter, die Bauchschürze und Anteile vom Bauchfell entfernt, manchmal auch die Lymphknoten an den großen Blutgefäßen.

Hat sich der Tumor bereits weiter ausgebreitet, muss der Facharzt für Gynäkologie möglicherweise auch Teile des Darms oder den Blinddarm entfernen.

Nach der Operation ist in der Regel eine Chemotherapie notwendig, um noch eventuell verbliebene Krebszellen im ganzen Körper abzutöten. Sie kann bei fortgeschrittenem Ovarialkarzinom durch eine Antikörpertherapie ergänzt werden.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Bisher gibt es für Eierstockkrebs keine gesetzlich vorgesehene Untersuchung zur Früherkennung und der Nutzen einer Ultraschalluntersuchung als Screening-Methode ist bisher nicht bewiesen.

Da das Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, mit zunehmendem Alter steigt, sollten ältere Frauen weiterhin einmal im Jahr die gesetzlich vorgesehene Krebsvorsorgeuntersuchung bei Ihrem Frauenarzt in Anspruch nehmen. Dabei wird eine Tastuntersuchung des inneren Genitales und damit auch der Eierstöcke vorgenommen.

Die langjährige Einnahme der Antibabypille, mehrere Schwangerschaften und Stillen gelten bei Fachärzten für Gynäkologie als schützende Faktoren.

Wirklich vorbeugen können Sie jedoch nur, wenn Eileiter und Eierstöcke entfernt werden.

Prognose

Beim Ovarialkarzinom sind die Überlebenschancen im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen der Geschlechtsorgane eher schlecht. Wird der bösartige Tumor vom Frauenarzt in einem frühen Stadium festgestellt, überleben etwa 70-80 % der Betroffenen die ersten fünf Jahre. Hat der Tumor bereits Metastasen gebildet, ist eine Heilung meistens nicht mehr möglich.

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