Kompetenzzentrum für Augenheilkunde, Ophthalmologie, informiert: Trockenes Auge (Sicca-Syndrom)
Definition Trockenes Auge (Sicca-Syndrom)
Fachärzte für Augenheilkunde unterscheiden beim trockenen Auge zwei verschiedene Formen:
- Hypovolämische Form
- Hyperevaporative Form
Bei der hypovolämischen Form wird zu wenig Tränenflüssigkeit produziert, während bei der hyperevaporativen Form der Tränenfilm durch seine Zusammensetzung zu schnell verdunstet.
Normalerweise besteht der Tränenfilm aus drei Schichten: Unten ist die Schleimschicht, in der Mitte eine wässrige und Abwehrstoffe enthaltende Schicht und oben eine stabilisierende Fett-(Lipid-)schicht. Stimmt diese Zusammensetzung und das Verhältnis der einzelnen Schichten zueinander nicht mehr, diagnostiziert der Augen-Arzt ein trockenes Auge.
Es ist eine der häufigsten Augenerkrankungen. In der Regel handelt es sich um eine harmlose Störung, bei der die Augen nicht ausreichend mit Tränenflüssigkeit benetzt werden. Das Sicca-Syndrom zeigt sich durch viele verschiedene Beschwerden, die vor allem morgens und abends auftreten:
- Trockenheitsgefühl in den Augen
- Rötung der Augen
- Brennen in den Augen
- Juckreiz
- Schmerzen im Auge
- Druckgefühl in den Augen
- Verklebte Augen
Synonyme und artverwandte Begriffe
Synonyme: Keratoconjunctivitis sicca, office-eye-Syndrom
Englisch: dry eye syndrom
Überblick
Ein trockenes Auge bedeutet, dass die Augenoberfläche nicht richtig benetzt wird. Der Berufsverband der Augen-Ärzte in Deutschland schätzt, dass jeder Fünfte, der zum Facharzt für Augenheilkunde geht, am trockenen Auge (Sicca-Syndrom) leidet. Das sind etwa 12 Millionen Bundesbürger. Für sie wird der Lidschlag zur Tortur.
Das trockene Auge (Sicca-Syndrom) ist eine Folge unserer modernen Lebensumstände mit klimatisierten und zentralbeheizten Büros und Hotels sowie stundenlanger Bildschirmarbeit. Auch Tabakrauch, mangelnde Flüssigkeitszufuhr, eine mit Schadstoffen und Ozon belastete Luft oder das Tragen von Kontaktlinsen können zum Tränenmangel und zum Tränenflüssigkeitsverlust führen.
Besonders häufig stellt der Augen-Arzt die Diagnose bei Menschen ab 40 Jahren, denn mit zunehmendem Alter sinkt die Tränenproduktion. Ein trockenes Auge (Sicca-Syndrom) ist deshalb bei Älteren weiter verbreitet als bei Jüngeren. Frauen sind doppelt so häufig als Männer betroffen, weil die weiblichen Geschlechtshormone das Risiko für die Erkrankung erhöhen.
Auch die Einnahme von Medikamenten, z.B. Antiallergika, Betablocker, Neuroleptika oder Antidepressiva kann zum Sicca-Syndrom führen.
Im Anfangsstadium ist die Augenerkrankung nicht gefährlich, sondern nur störend und unangenehm. Wird sie jedoch nicht vom Augen-Arzt behandelt, drohen Binde- und Hornhautentzündungen. Außerdem können sich Narben auf der Hornhaut bilden, sodass die Sehfähigkeit eingeschränkt wird. Im schlimmsten Fall droht eine völlige Erblindung.
Auch andere Erkrankungen können die Tränenproduktion oder die Verteilung der Tränenflüssigkeit auf Sparflamme setzen, etwa Autoimmunerkrankungen, Lidfehlstellungen oder eine Lidrandentzündung (Blepharitis), bei der die so genannten Meibomdrüsen entzündet sind.
Ursachen des Sicca-Syndroms
Fachärzte für Augenheilkunde machen viele verschiedene Ursachen für ein trockenes Auge aus. Dazu gehören:
- Der normale Alterungsprozess
- Reizungen der Augenlider
- Trockene, klimatisierte Raumlauft
- Tragen von Kontaktlinsen
- Lange Arbeitszeiten am Computer
- Staub und Tabakrauch
- Stress und hormonelle Veränderungen
- Nebenwirkungen eines Medikamentes
- Diabetes mellitus
- Rheuma
Da die Ursachen für das Sicca-Syndrom so vielfältig sind, ist ein ausführliches Anamnesegespräch mit Ihrem Augen-Arzt wichtig. Dabei werden auch Lebensgewohnheiten, der Arbeitsplatz, die Einnahme von Medikamenten, bisher bekannte Erkrankungen und Augenoperationen berücksichtigt.
Was Sie bei trockenem Auge (Sicca-Syndrom) selbst tun können?
Auf das Tragen von Kontaktlinsen sollten Sie bei einer mittelschweren oder schweren Form des Sicca-Syndroms möglichst verzichten, weil die Kontaktlinsen eine Mindestmenge an Tränenflüssigkeit benötigen, um sich beim Lidschlag auf dem Tränenfilm bewegen zu können.
Fachärzte für Augenheilkunde empfehlen zudem, lange Arbeitszeiten am Bildschirm zu vermeiden und die Augen vor ungünstigen Umweltbedingungen wie Luftverschmutzung, starker UV-Strahlung, Zugluft, Zigarettenrauch und trockener Raumluft zu schützen. Stellen Sie beim Autofahren den Strahl des Gebläses nicht direkt auf die Augen, blinzeln Sie häufiger, schminken Sie die Augen und Lider gründlich ab und trinken Sie mindestens zwei Liter Flüssigkeit am Tag. Wenn Sie Kontaktlinsen tragen, sollten Sie mit Ihrem Augen-Arzt besprechen, ob sie von harten zu weichen Kontaktlinsen wechseln oder besser eine Brille tragen sollten.
Hilfe durch den Spezialisten
Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:
- Augen-Ärzte (Ophthalmologen)
Was Sie bei Ihrem Arzt für Augenheilkunde (Ophthalmologie) erwartet?
Bevor Ihr Arzt für Augenheilkunde mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.
Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:
- Seit wann bestehen die Symptome?
- Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
- Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
- Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle
- Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
- Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
- Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
- Sind Ihnen Allergien bekannt?
- Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?
Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?
Ihr Facharzt für Augenheilkunde (Ophthalmologie) benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Augen-Arzt eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.
Untersuchungen (Diagnostik) durch den Augen-Arzt
Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Augenheilkunde (Ophthalmologie) nun folgende Diagnostik anwenden:
- Untersuchung mit einer Spaltlampe
- Anfärbung der Horn- und Bindehaut
- Fluorescein-Färbung der Tränenflüssigkeit
- Schirmer-Test
- Videokeratoskopie
- Infrarotuntersuchung der Liddrüsen (Meibographie)
Behandlungen (Therapie)
Im Vordergrund der Behandlung (Therapie) steht, die Beschwerden schnell zu lindern. Deshalb verordnet der Facharzt für Augenheilkunde so genannte Tränenersatzmittel. Sie werden mehrmals am Tag in das Auge getropft oder als Gel in den Bindehautsack gegeben. Ergänzend kann ein Augenspray verwendet werden, um die Verdunstung der Tränenflüssigkeit zu verzögern. Für die Nacht bietet sich an, eine Salbe aufzutragen.
Bei besonders ausgeprägten Beschwerden kann der Augen-Arzt die Tränenpünktchen verschließen, über die die Tränenflüssigkeit des Auges abfließt. Die Tränenpünktchen werden entweder verödet oder mit so genannten „Punctum plugs“ künstlich verschlossen.
Die Einbringung geschieht an der Spaltlampe. Sie dauert nur wenige Minuten und ist völlig schmerzfrei.
Sind die Meibomdrüsen die Ursache der Beschwerden, muss der Facharzt für Augenheilkunde Maßnahmen ergreifen, damit die Eigenproduktion des Drüsensekrets wieder verbessert wird. In diesem Fall bietet sich eine Wärmeanwendung und Lid-Massage an. Führt das nicht zum gewünschten Erfolg, kommt eine Sondierung, d.h. Erweiterung, der Meibomdrüsen in Betracht. Bei der Sondierung sitzt der Patient am Untersuchungsmikroskop. Schon nach 20 Minuten können alle Ausführungsgänge der Drüsen wieder geöffnet sein. Nach einigen Tagen lässt sich ein spürbarer Erfolg feststellen.
Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)
Da trockene Augen häufig durch Umwelteinflüsse verursacht werden, können Sie der Erkrankung vorbeugen, indem Sie folgendes beachten:
- Ausreichend frische und feuchte Luft
- Längere Pausen bei der Bildschirmarbeit
- Blinzeln Sie häufiger beim Fernsehen oder wenn Sie am Computer arbeiten, weil beim Starren auf den Bildschirm die Frequenz des Lidschlages abnimmt
- Vermeiden Sie Tabakrauch
- Vermeiden Sie den Luftzug von Klimaanlagen
- Trinken Sie ausreichend, mehr als zwei Liter am Tag
- Tragen Sie Kontaktlinsen nicht so lange oder befeuchten Sie die Augen regelmäßig mit einem Tränenersatzmittel (ohne Konservierungsstoffe)
Prognose
Trockene Augen lösen in der Regel keine bleibenden Schäden aus. Für Betroffene können sie den Alltag jedoch erheblich beeinträchtigen. Meistens muss die Behandlung (Therapie) durch den Augenarzt dauerhaft erfolgen. Bleibende Schäden oder eine Beeinträchtigung der Sehkraft treten nur in seltenen Fällen auf, weil das trockene Auge lange Zeit unbehandelt blieb und kein Facharzt für Augenheilkunde aufgesucht wurde.
© CHHG