Was ist BCAA?
Der Begriff BCAA kommt aus dem Englischen und steht für Branched Chain Amino Acids.
Ins Deutsche übersetzt bedeutet er: „Verzweigtkettige Aminosäuren“. Dazu gehören die Aminosäuren Valin, Leucin und Isoleucin. In ihrer chemischen Struktur schließen sie sich zu Ketten zusammen. Ihre Funktionen unterscheiden sich nur leicht. Für den menschlichen Körper sind BCAA eine wichtige Energiequelle. Sie dienen insbesondere
- dem Muskelaufbau
- der Stärkung des Immunsystems
- der Energiesteigerung und Leistungsfähigkeit
- der Verbesserung der Hirnfunktion
- der Verhinderung des Muskelabbaus – auch im Alter
Aminosäuren sind Bausteine der Proteine (Eiweiße). Bisher sind mehr als 20 sogenannte proteinogene Aminosäuren bekannt. Die meisten stellt der Körper selbst her, einige jedoch nicht. Sie werden als essentielle Aminosäuren bezeichnet und müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Dazu gehören Isoleucin, Leucin und Valin. Sie sind in proteinhaltigen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, z.B. in Weizenkeimen, Hühnereiern, rohem Lachs, Thunfisch, Rinderfilet, Kichererbsen, Walnüssen oder unpoliertem Reis.
BCAA sind insbesondere in den Muskeln angereichert und für deren Stoffwechsel bedeutend. Hohe Konzentrationen finden sich im Herzmuskel und in den Skelettmuskeln. Bei körperlicher Anstrengung, nach Operationen, Verletzungen oder Verbrennungen baut der Körper viel Protein ab. Die verzweigtkettigen Aminosäuren senken den Abbau und erleichtern die Proteinsynthese und –Einlagerung.
Was ist das Besondere an den BCAA?
Wenn wir eiweißhaltige Nahrung essen, zerlegt der Körper das Eiweiß in Aminosäuren, die in den Blutkreislauf gelangen. Die essentiellen Aminosäuren sind für die Muskel- und Zellfunktionen sehr wichtig. Isoleucin, Leucin und Valin werden nicht wie andere Aminosäuren in der Leber aufgenommen und verstoffwechselt, sondern gelangen direkt über den Blutkreislauf in die Muskeln. Damit sind BCAA für die Muskelzellen als Energiequelle sofort verfügbar.
Isoleucin liefert Energie in den Muskelzellen. Ein Mangel führt zum Verlust an Muskelmasse. Aber auch Muskelschwäche, Antriebslosigkeit, Abgeschlagenheit und Müdigkeit können die Folge sein. Leucin ist ebenfalls für den Aufbau und den Erhalt des Muskelgewebes notwendig sowie für die Ausdauerleistung. Zudem hält es den Blutzuckerspiegel stabil und hemmt den Muskelabbau. Valin wirkt mit Leucin und Isoleucin zusammen und hat ähnliche Eigenschaften. Es regt außerdem die Insulinausschüttung an. Ein Mangel an Valin verursacht Wachstumsstillstand.
Wo werden BCAA angewendet?
Die verzweigtkettigen Aminosäuren (BCAA) üben auf vielerlei Weise einen positiven Einfluss auf unseren Körper aus. Sie fördern die Proteinsynthese, unterstützen den Fettabbau, verhindern den Muskelabbau – auch im Alter – und verbessern die Hirnfunktion.
BCAA werden in der Intensivmedizin eingesetzt sowie als Nahrungsergänzungsmittel im Kraftsport und in den Ausdauersportarten. Der Einsatz in der Geriatrie, der Altersmedizin, wird diskutiert. Bei starker körperlicher Belastung, bei Tumor- und Lebererkrankungen und bei kohlenhydratarmen Diäten baut der Körper verstärkt Aminosäuren ab. Isoleucin, Leucin und Valin tragen dazu bei, diesen Abbau zu verringern. Außerdem erleichtern sie, Proteine im Körper zu synthetisieren und einzulagern. BCAA werden eingesetzt:
- im Sport
- bei nervlicher Belastung und Stress
- als unterstützende Behandlung der Leberzirrhose
- um den Zeitpunkt der Ermüdung zu verzögern
- um die Leistung zu erhöhen
- um die Regenerationszeit zu verkürzen
- den Muskelabbau zu verhindern
BCAA im Leistungs- und Ausdauersport
Bei starker körperlicher Belastung, beispielsweise beim Langstreckenlauf, beim Radfahren oder beim Training mit Gewichten spielen die Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin eine wichtige Rolle. Sie werden in Glucose umgewandelt und sorgen für mehr Energie. Leistungssportler haben einen erhöhten Bedarf an Leucin, Valin und Isoleucin. Deshalb können sie über die Nahrung die verzweigtkettigen Aminosäuren (BCAA) zu sich nehmen. Der tägliche Bedarf an essentiellen Aminosäuren liegt bei einem gesunden Erwachsenen zwischen 10 und 50 Gramm. Das hängt von der Größe, dem Geschlecht, dem Gewicht und der Intensität der sportlichen Aktivität ab.
BCAA wird in Pulverform oder als Kapseln eingenommen. Professionelle Kraft-, Ausdauer- und Leistungssportler wollen dadurch ihren Muskelaufbau und die Energieleistung steigern. Durch die Einnahme der BCAA wird Protein langsamer abgebaut, so dass dem Körper bei starker Belastung mehr Energie zur Verfügung steht. Die körperliche Erschöpfung wird verzögert, die mentale Erschöpfung setzt später ein. Sportler bleiben also länger leistungsfähig. Ihr Facharzt in Sportmedizin wird Sie gerne zu Vor- und Nachteilen beraten. Auch kann er mit Ihnen die unterschiedlichen Ergebnisse von wissenschaftlichen Studien besprechen.
Die verzweigtkettigen Aminosäuren (BCAA) sollten nicht getrennt voneinander, sondern zusammen eingenommen werden. Wird Leucin isoliert von den beiden anderen essentiellen Aminosäuren aufgenommen, kann der Muskelaufbau sogar zeitweilig gestoppt werden.
BCAA in der Intensivmedizin
BCAA spielen auch in der Medizin eine wichtige Rolle. Ihre Eigenschaften werden genutzt, wenn Gewebe beschädigt oder abgebaut wird. Nach einer Operation können Leucin, Isoleucin und Valin den Heilungsprozess und die Erholung des Patienten fördern, weil Gewebe rasch neu gebildet wird.
Bei verschiedenen Lebererkrankungen werden BCAA als Injektion oder Infusion verabreicht. Die Gabe von BCAA führt dazu, dass sich der Gesundheitszustand von Patienten mit einer Leberzirrhose verbessert. Zudem wird verhindert, dass sich die Leberfunktion weiter verschlechtert.
Bei akuten und chronischen Lebererkrankungen ist die Entgiftungsfunktion des Organs häufig gestört. Das wiederum kann sich negativ auf die Hirnfunktionen auswirken. Deshalb werden BCAA auch bei einer hepatischen Enzephalopathie eingesetzt. Der Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet „durch die Leber bedingte Erkrankung des Gehirns“.
Isoleucin, Leucin und Valin können außerdem bei bestimmten Nierenerkrankungen und bei einigen Erkrankungen der Nervenmuskulatur (amytrophe Lateralsklerose, Chorea Huntington) eingesetzt werden.
BCAA in der Geriatrie (Altersmedizin)
In der Geriatrie, der Altersmedizin, kann es durchaus sinnvoll sein, BCAA einzusetzen, denn der Muskelabbau im Alter lässt sich nicht nur durch Bewegung und gezieltes Training bremsen. Damit ältere Patienten mobiler bleiben, wird der Einsatz der BCAA in der Geriatrie diskutiert.
Gibt es Nebenwirkungen?
BCAA gelten als gut verträglich. Bisher ist nicht bekannt, dass die ergänzende Zufuhr von Isoleucin, Leucin und Valin zu Nebenwirkungen führt. Allerdings sollte die Einnahme immer mit einem Arzt abgesprochen werden. Eine Selbstmedikation ist nicht zu empfehlen.
© CHHG