Kompetenzzentrum für Gynäkologie informiert: Schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck, Präeklampsie
Definition Schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck, Präeklampsie
Fachärzte für Gynäkologie teilen den schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck (Präeklampsie) ein in eine
- frühe Form (ab der 20. bis zur 33. Schwangerschaftswoche)
- späte Form (ab der 34. Schwangerschaftswoche)
Schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck (Präeklampsie) ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die unbedingt behandelt werden muss. Ansonsten kann sie zu epileptischen Krämpfen, Blutungen, zum Schlaganfall und im schlimmsten Fall zum Organversagen und damit zum Tod führen.
Die Erkrankung zeigt sich durch erhöhten Blutdruck, vermehrte Eiweißausscheidung im Urin und Wassereinlagerungen (Ödeme). Sie betrifft etwa jede 20 Schwangere.
Die frühe Form geht vom Mutterkuchen (Plazenta) aus, der das ungeborene Kind mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Er wird nicht mehr richtig durchblutet. Dadurch kann das Wachstum des Kindes beeinträchtigt werden. Aber auch die Mutter ist gefährdet.
Die späte Form des schwangerschaftsbedingten Bluthochdrucks (Präeklampsie) betrifft häufig übergewichtige Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft einen erhöhten Blutdruck hatten. Dieser bleibt dann auch nach der Schwangerschaft bestehen. Bei diesen Frauen besteht über Jahrzehnte hinaus ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko.
Forscher entdeckten, dass bei der frühen Form der Wachstumsfaktor PlGF (placenta growth factor) im Blut absinkt. Und zwar bevor der schwangerschaftsbedingte Bluthochdruck (Präeklampsie) ausgebrochen ist. Dieser so genannte Biomarker steigt normalerweise bis zur 33. Schwangerschaftswoche an.
Mit dem Biomarker-Test ist eine frühe Diagnose möglich. Sie erlaubt es dem Frauenarzt, die Schwangere und das ungeborene Kind gezielter zu behandeln.
Etwa drei Monate nach der Geburt des Kindes sollte überprüft werden, ob eine Nierenschädigung vorliegt.
Synonyme und artverwandte Begriffe
Synonyme: Hypertensive Erkrankung in der Schwangerschaft (HES), schwangerschaftsinduzierte Hypertonie (SIH), Gestose.
Englisch: preeclampsia
Überblick
Schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck (Präeklampsie) ist die häufigste Ursache für Komplikationen und Todesfälle während der Schwangerschaft. Das Kind kann sich nicht mehr richtig entwickeln, aber auch die Mutter ist gefährdet.
Deshalb wird die Geburt womöglich vorzeitig vom Facharzt für Gynäkologie eingeleitet. Vor allem nach der 32. Schwangerschaftswoche rät er dazu.
Treten starke Kopfschmerzen, Flimmern vor den Augen und Krämpfe auf, sind Mutter und Kind akut gefährdet. Sie sollten dann sofort einen Frauenarzt aufsuchen.
Der Blutdruck kann während der Schwangerschaft variieren. Ein Wert von 140/90 mmHg gilt als Grenzwert. Beim schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck wird nicht nur ein zu hoher Blutdruck (Hypertonie) festgestellt, sondern auch eine erhöhte Ausscheidung von Eiweiß über den Harn. Dadurch kommt es zu einer verminderten Durchblutung des Mutterkuchens (Plazenta).
Schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck wird vom Frauenarzt in der Regel nach der 20. Schwangerschaftswoche festgestellt. Wird er nicht behandelt, kann das schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben.
Bei der Mutter können Leber- und Nierenfunktion, das blutbildende System und das Nervensystem beeinträchtigt werden. Im schlimmsten Fall kommt es zum Organversagen und zum Tod. Beim Kind führt die Erkrankung häufig zu einem niedrigen Geburtsgewicht, zu Wachstumsstörungen und Lungenproblemen.
Deshalb sollten Schwangere ihren Blutdruck regelmäßig vom Frauenarzt kontrollieren lassen. Ein Wert über 170/110 mmHg ist immer ein Notfall. Die Frau muss dann sofort in eine Klinik.
Ursachen des schwangerschaftsbedingten Bluthochdrucks (Präeklampsie)
Fachärzte für Gynäkologie tappen bisher noch völlig im Dunkeln, welche Ursachen der schwangerschaftsbedingte Bluthochdruck (Präeklampsie) hat. Sie gehen aber davon aus, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen.
Was Sie bei schwangerschaftsbedingten Bluthochdrucks (Präeklampsie) selbst tun können?
Hat der Facharzt für Gynäkologie bei Ihnen einen schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck (Präeklampsie) festgestellt, ist eine ausgewogene Ernährung wichtig. Auf Kochsalz sollten Sie aber auf keinen Fall verzichten. Auch entwässernde Mittel und entwässernde Tees sind tabu.
Stark übergewichtige (adipöse) Frauen sollten keinesfalls mit einer Gewichtsreduktion beginnen, weil das zu einem geringeren Geburtsgewicht des Kindes und zu Wachstumsstörungen führen kann.
Nach der Entbindung ist ebenfalls auf einen gesunden Lebensstil zu achten, mit gesunder Ernährung und Bewegung. Auf das Rauchen sollten Sie zudem verzichten. Denn es besteht das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Hilfe durch den Spezialisten
Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:
- Gynäkologen
- Internisten
Was Sie bei Ihrem Arzt für Gynäkologie erwartet?
Bevor Ihr Arzt für Gynäkologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.
Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:
- Seit wann bestehen die Symptome?
- Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
- Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
- Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle
- Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
- Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
- Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
- Sind Ihnen Allergien bekannt?
- Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?
Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?
Ihr Facharzt für Gynäkologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Frauenarzt eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.
Untersuchungen (Diagnostik) durch den Gynäkologen
Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Gynäkologie nun folgende Diagnostik anwenden:
- Blutdruckmessung
- Biomarker-Test
- Test auf Eiweiß im Urin
Behandlungen (Therapie)
Bei schwerem schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck (Präeklampsie) kann eine medikamentöse Behandlung angezeigt sein, um das Risiko für Mutter und Kind zu senken. Allerdings kann der Blutdruck zunächst abrupt abfallen. Es besteht die Gefahr, dass das Wachstum des ungeborenen Kindes beeinträchtigt wird. Der Facharzt für Gynäkologie wird Nutzen und Risiko deshalb genau abwägen.
Eventuell wird der Frauenarzt dazu raten, den Blutdruck stationär in einem Krankenhaus überwachen zu lassen, wenn die Beschwerden nicht abklingen und der Blutdruck über 150/95 mmHg steigt.
Um die Urinwerte zu überprüfen, wird ein Dauerkatheder gelegt, die Herztöne des Kindes werden mit dem CTG regelmäßig überprüft. Bei einem schweren Verlauf wird erwogen, einen Kaiserschnitt zu machen, um das Leben von Mutter und Kind nicht zu gefährden.
Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)
Schwangere sollten ihren Blutdruck regelmäßig vom Frauenarzt kontrollieren lassen. Außerdem kann ein Präeklampsie-Screening gemacht werden. Die Kosten müssen von der Patientin häufig selbst übernommen werden.
Amerikanische Studien zeigen, dass eine niedrig-dosierte Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) in der Schwangerschaft das Risiko auf einen schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck (Präeklampsie) senkt.
Signifikante Risiken für Mutter und Kind wurden dabei nicht beobachtet. Das schließt aber nicht aus, dass es in seltenen Fällen zu Komplikationen kommen kann.
Zur Hochrisikogruppe gehören
Frauen, bei denen die Erkrankung bereits in einer früheren Schwangerschaft festgestellt wurde, eine frühzeitige Entbindung notwendig war, Frauen mit Mehrlingsschwangerschaften,
Diabetes mellitus oder hohem Blutdruck sowie Frauen, die stark übergewichtig (adipös) sind.
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) rät ab der Frühschwangerschaft bis spätestens zur 16. Schwangerschaftswoche zu einer niedrig dosierten ASS-Prophylaxe, lehnt aber eine generelle Gabe des Medikaments für alle Schwangeren ab.
Prognose
Bei Frauen, die bereits einen schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck (Präeklampsie) hatten, besteht bei weiteren Schwangerschaften die Gefahr, dass die Erkrankung erneut auftritt. Außerdem haben sie ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf- Erkrankungen.
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