Kompetenzzentrum für Gynäkologie informiert: Scheidenkrebs, Vaginalkarzinom

Definition Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom)

Fachärzte für Gynäkologie unterscheiden beim Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom) zwischen

  • primärem Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom)
  • sekundärem Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom)

Die meisten bösartigen Tumore in der Scheide entstehen nicht primär in der Schleimhaut der Vagina, sondern entwickeln sich sekundär durch bösartige Tumore in den Nachbarorganen. D.h. sie wachsen aus dem Gebärmutterhals (Zervix) oder aus den Schamlippen in das Scheidengewebe hinein.

Meistens handelt es sich um so genannte Plattenepithelkarzinome, die von den oberflächlichen, bedeckenden Zellen ausgehen. Die anderen sind je nach Herkunft Melanome (aus Hautpigmentzellen), Sarkome (vom Stützgewebe ausgehend) oder Basaliome (aus einer Zellschicht der Oberhaut).

Scheidenkrebs ist ein bösartiger Tumor der Scheide und eine sehr seltene gynäkologische Krebserkrankung. Meistens wird sie vom Frauenarzt bei Patientinnen diagnostiziert, die älter als 70 Jahre sind.

Die Erkrankung beginnt in der Regel im oberen Teil der Scheide. Manchmal tritt sie bei älteren Frauen auch an anderer Stelle auf.

Der Facharzt für Gynäkologie teilt Scheidenkrebs in verschiedene Stadien ein, die von 0 bis IVB reichen. Sie geben an, wie weit sich der Tumor ausgebreitet, ob er bereits Tochtergeschwülste gebildet hat und ob die Lymphknoten befallen sind.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Scheidenkarzinom
Englisch: vaginal cancer

Überblick

Das Vaginalkarzinom wird äußerst selten vom Frauenarzt diagnostiziert. Er macht etwa 0,3% aller bösartigen Tumore der weiblichen Geschlechtsorgane aus. Die betroffenen Patientinnen sind häufig bereits über 70 Jahre alt.

Es entwickelt sich über einen längeren Zeitraum. Weil zunächst keine Beschwerden auftreten, wird die Erkrankung vom Facharzt für Gynäkologie in vielen Fällen erst in einem fortgeschrittenen Stadium festgestellt.

Wird Scheidenkrebs nicht behandelt, kann der bösartige Tumor in umliegendes Gewebe und Nachbarorgane hineinwachsen. Das betrifft vor allem den Gebärmutterhals (Zervix), die äußeren Geschlechtsorgane (Vulva), die Harnblase und den Enddarm (Rektum).

Außerdem kann sich das Vaginalkarzinom über den Lymphweg im ganzen Körper ausbreiten und Tochtergeschwülste (Metastasen) im Becken, in der Leber, der Lunge oder den Knochen bilden.

Besonders große Tumore können dazu führen, dass der Harnleiter abgedrückt wird und der Urin nicht richtig abfließen kann. Das wiederum führt zum Stau in den Nieren und zu einer dauerhaften Schädigung des Organs.

Hinweise auf ein Vaginalkarzinom können blutiger Ausfluss oder Scheidenblutungen sein, die nach einem Sexualkontakt auftreten. Auch Schmerzen im Unterleib und Störungen der Harnblase und des Darms können auftreten, wenn sich der Tumor auf das umliegende Gewebe oder andere Organe ausgebreitet hat.

Ursachen des Scheidenkrebses (Vaginalkarzinom)

Als wichtigste Erkrankungsursache gilt eine Infektion mit dem Papiloma Virus Nr. 16

Die Ursachen des Scheidenkrebses sind bisher weitgehend unbekannt. Als wichtigster Risikofaktor gilt eine Infektion mit dem Humanen Papilloma-Virus, vor allem mit dem Typ 16.

Außerdem löste eine Behandlung mit dem Medikament Diethylstilbestrol, einem künstlichen Östrogen, die Erkrankung aus. Es ist jedoch 1971 vom Markt genommen worden. Davor wurde es schwangeren Frauen verabreicht, um eine Fehlgeburt zu verhindern. Die Töchter der behandelten Frauen erkrankten häufig vor dem 20. Lebensjahr am Vaginalkarzinom.

Was Sie bei Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom) selbst tun können?

Nach der erfolgreichen Behandlung (Therapie) sind regelmäßige Nachkontrollen bei Ihrem Frauenarzt wichtig. In den ersten drei Jahren sollten sie alle drei Monate stattfinden, bis zum sechsten Jahr alle sechs Monate und danach einmal im Jahr.

Falls Beschwerden auftreten, sollten sie unverzüglich einen Facharzt für Gynäkologie aufsuchen, um Rückfälle frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Gynäkologen
  • Onkologen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Gynäkologie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Gynäkologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle?
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Gynäkologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Frauenarzt eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Gynäkologen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Gynäkologie nun folgende Diagnostik anwenden:

Der Frauenarzt kann für die Diagnose den Pap-Test einsetzen
  • Tastuntersuchung
  • Abstrich (Pap-Test)
  • Gewebeprobe (Biopsie)
  • Rektale Untersuchung
  • Spiegelung des Enddarms (Rektoskopie)
  • Spiegelung der Harnwege (Urethrozystoskopie)
  • Ultraschalluntersuchung (Sonographie) der Scheide
  • Magnetresonanztomographie (MRT)

Behandlungen (Therapie)

Für die Behandlung (Therapie) des Scheidenkrebses kommen verschiedene Möglichkeiten infrage:

  • Operation
  • Strahlentherapie (Radiotherapie)
  • Chemotherapie

Der Facharzt für Gynäkologie kann den Tumor operativ entfernen, ohne die Scheide groß in Mitleidenschaft zu ziehen. Hat sich der Tumor jedoch schon weit ausgebreitet, muss die Scheide in der Regel vollständig entfernt werden, manchmal auch Teile der Blase und des Darms. Außerdem werden die regionalen Lymphknoten entfernt.

Auf Wunsch können Patientinnen in einer zweiten Operation eine künstliche Scheide bekommen.

Mit der Strahlentherapie (Radiotherapie) zerstört der Facharzt für Gynäkologie die bösartigen Krebszellen. Ziel ist, die Scheide möglichst zu erhalten. Die Bestrahlung erfolgt entweder von innen (Afterloading Technik) oder von außen durch die Haut (perkutan).

Bei Frauen, die in einem guten Allgemeinzustand sind, wird bei Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom) auch eine Bestrahlung in Kombination mit einer Chemotherapie durchgeführt.

Bei einer Strahlenbehandlung müssen Patientinnen jedoch mit unerwünschten Begleiterscheinungen rechnen. Dazu gehören Durchfall, Übelkeit oder Blutabgang über den Enddarm.

Wenn sich bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen gebildet haben, wird der Gynäkologe zu einer Chemotherapie raten. Die Krebszellen werden dabei im ganzen Körper durch so genannte Zytostatika abgetötet. Diese Medikamente wirken besonders gut gegen rasch wachsende Zellen.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Bei der routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung schaut sich der Frauenarzt nicht nur die äußeren, sondern auch die inneren Geschlechtsorgane der Frau an.

Der Frauenarzt kann Zellen eines Abstriches unter dem Mikroskop analysieren

Außerdem kann er einen Abstrich von der Vaginalschleimhaut machen und anschließend die Zellen unter dem Mikroskop betrachten. Ist der Abstrich auffällig, wird der Facharzt für Gynäkologie die Schleimhaut der Scheide genauer untersuchen.

Eine andere, wichtige Untersuchung zur Früherkennung von Scheidenkrebs ist die Kolposkopie. Dabei betrachtet der Gynäkologe die Scheide und vor allem den Muttermund mit einem Mikroskop (Kolposkop). Zusätzlich betupft er die Oberfläche der Schleimhaut mit einer speziellen Lösung und untersucht anschließend die gefärbten Bereiche. So kann er krankhafte Veränderungen der Scheide erkennen.

Prognose

Die Prognose hängt beim Vaginalkarzinom davon ab, wann die Erkrankung vom Frauenarzt festgestellt wurde und wie stark sich der Tumor bereits ausgebreitet hat. Wenn er noch nicht in benachbarte Organe eingewachsen ist und die Lymphknoten noch nicht befallen sind, ist häufig eine vollständige Heilung möglich.

Allerdings wird die Erkrankung oft erst spät vom Facharzt für Gynäkologie entdeckt. Deshalb ist die Prognose insgesamt betrachtet eher schlecht. Zudem kann Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom) erneut auftreten.

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