Kompetenzzentrum für Urologie und Men’s Health informiert: Nierensteine, Harnsteine (Nephrolithiasis)

Definition Nierensteine, Harnsteine (Nephrolithiasis)

Der Urologe lokalisiert die verschiedenen Arten von Steinen

Der Facharzt für Urologie unterscheidet je nach Zusammensetzung der Nierensteine zwischen:

  • Kalziumhaltigen Steinen
  • Harnsäuresteinen
  • Magnesium-Ammonium-Phosphat-Steinen (überwiegend bei Frauen im Rahmen von Harnwegsinfektionen)
  • Zystin- und Xanthin-Steinen (ca. 2%)

Die kalziumhaltigen Steine machen etwa drei Viertel aller Nierensteine aus, dagegen sind die Zystin- und Xanthin-Steine mit etwa zwei Prozent eher selten. Nierensteine (Nephrolithen) sind Ablagerungen, die sich aus Bestandteilen des Urins bilden. Sie entstehen in der Niere, im Nierenbecken und den ableitenden Harnwegen. Nierensteine (Nephrolithen) gehören zur Gruppe der Harnsteine, die in Nierensteine, Harnleitersteine und Blasensteine unterschieden werden. Das Auftreten von Nierensteinen (Nephrolithiasis) kommt bei Männern häufiger vor als bei Frauen. Die Erkrankung diagnostizieren Urologen vor allem bei Menschen zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr.

Die Steine können so klein wie ein Reiskorn sein oder so groß wie ein Hühnerei. In sehr seltenen Fällen füllen sie das ganze Nierenbecken aus. Die meisten Nierensteine (Nephrolithen) gelangen unbemerkt durch den Urin ins Freie, andere wandern in den Harnleiter und klemmen sich dort fest. Dann verursachen sie häufig starke Schmerzen und heftige Koliken, die in der Regel erst nach einigen Stunden enden. Sie sollten dann unbedingt einen Facharzt für Urologie aufsuchen.

Koliken machen sich folgendermaßen bemerkbar:

  • Stechende, krampfartige und wellenförmige Schmerzen in den Flanken oder im seitlichen Unterbauch
  • Schmerzen, die bis in den Genitalbereich ausstrahlen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Fehlender Stuhl- und Windabgang
  • Harnmenge ist vermindert
  • Blut im Urin

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Harnsteine, Nierensteinleiden, Nierensteinkonkrement, Harnsteinleiden, Calculus renalis
Englisch: kidney stone, renal calculus

Überblick Nierensteine, Harnsteine (Nephrolithiasis)

Die häufigsten Nierensteine sind Ablagerungen aus Kalziumsalzen im Urin, manchmal bestehen die Ablagerungen auch aus Harnsäure, Magnesium-Ammonium-Phosphat oder Zystin. Bei Nierensteinen (Nephrolithiasis) ist das chemische Harn-Gleichgewicht in den Kanälen der Niere, im Nierenbecken und in den ableitenden Harnwegen gestört. Der Facharzt für Urologie stellt bei etwa fünf Prozent der Erwachsenen in Deutschland die Diagnose: Nierensteine (Nephrolithiasis). Zuerst bilden sich kleine Kristalle, die im Laufe der Zeit jedoch immer weiter anwachsen. Solange sie sich in den Nieren befinden und die harnableitenden Wege nicht verschließen, verursachen sie keine Beschwerden. Schmerzen treten erst dann auf, wenn sie sich lösen und in den Harnleiter gelangen. Nierensteine (Nephrolithiasis) können zu einer chronischen Nierenbeckenentzündung beitragen, wenn sich der Harn staut und es zu einer Harnwegsinfektion kommt.

Ursachen der Nierensteine, Harnsteine (Nephrolithiasis)

Bei ausstrahlenden Schmerzen den Urologen aufsuchen

Der Facharzt für Urologie macht verschiedene Faktoren für die Bildung von Nierensteinen (Nephrolithiasis) verantwortlich. Bei sehr heißen Temperaturen und intensivem Schwitzen kann es zum Verlust an Körperflüssigkeit kommen, was wiederum zu einer erhöhten Kalziumkonzentration im Urin führt. Die Kalziumsalze können sich in Form von Steinen ablagern. Häufige Infektionen der Harnwege verändern den Säuregrad (pH-Wert) des Urins und somit die Löslichkeit einiger Mineralsalze. Schmerzmittel, Entwässerungstabletten, auf Kalzium basierende Antazida (Magensäureblocker) spielen ebenfalls eine Rolle. Für Urologen sind vor allem folgende Ursachen für die Bildung von Nierensteinen (Nephrolithen) verantwortlich:

  • Ernährung (zu viel tierisches Eiweiß und Fett)
  • Ernährung, die dem Körper Wasser entzieht und den Harn mit Salzen übersättigt (z.B. Spargel und Rhabarber)
  • Starke Gewichtsabnahme
  • Erbliche Faktoren
  • Zu geringe Flüssigkeitsaufnahme
  • Harnwegsinfektionen
  • Harnstauung durch Narben, Verengungen oder Fehlbildungen in den Nieren oder ableitenden Harnwegen
  • Stoffwechselerkrankungen

Was Sie bei Nierensteinen, Harnsteinen (Nephrolithiasis) selbst tun können

Wenn Sie an Nierensteinen (Nephrolithiasis) leiden, sollten Sie möglichst viel trinken. Urologen empfehlen außerdem eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung und wenig tierisches Eiweiß. Auf purinreiche Lebensmittel und eine oxalreiche Ernährung sollten Sie möglichst verzichten. Purinreiche Lebensmittel sind Innereien, Meeresfrüchte, Haut von Geflügel, Schwein und Fisch, Linsen, Erbsen und Bohnen. Zur oxalsäurereichen Nahrung gehören Rhabarber, Spinat, Sellerie, Mangold, Grünkohl, Karotten. Bestimmte Steine werden auch durch Milchprodukte gefördert. Ihr Facharzt für Urologie wird Sie dazu ausführlich beraten. Ausreichend körperliche Bewegung trägt ebenfalls dazu bei, dass sich keine Steine bilden. Übergewicht sollte abgebaut werden.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Urologen
  • Internisten

Was Sie bei Ihrem Arzt für Urologie erwartet?

Bevor Ihr Arzt für Urologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Urologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Urologen eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Urologen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Urologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Urinuntersuchung
  • Ultraschalluntersuchung
  • Röntgenaufnahmen (mit und ohne Kontrastmittel)
  • Computertomographie (CT)
  • Spiegelung der ableitenden Harnwege (Zystoureterographie)

Behandlungen (Therapie)

Der Urologen zertrümmert Nierensteine

Die Behandlung (Therapie) des Nierensteinleidens (Nephrolithiasis) durch den Urologen hängt von Art und Größe der Nierensteine (Nephrolithen) ab. Etwa 80 Prozent der Steine werden von selbst über den Harn ausgeschieden (Spontanabgang). Dabei verursachen sie höchstens einen stechenden Schmerz beim Wasserlassen. Eine hohe Flüssigkeitszufuhr und eine leichte Bewegungstherapie fördern das Ausschwemmen. Wenn die Nierensteine (Nephrolithen) eine akute Nierenkolik auslösen, zielt die Behandlung (Therapie) durch den Facharzt für Urologie darauf ab, die Schmerzen zu beseitigen. Dafür kommen in der Regel krampflösende Schmerzmittel (Spasmoanalgetika) zum Einsatz. Bei der Stosswellenzertrümmerung (Extrakorporelle Stoßwellenlithotripsie) werden die Nierensteine (Nephrolithen) mit Ultraschall geortet, mit Stoßwellen zertrümmert und anschließend mit dem Urin ausgespült. Bei der Perkutanen Nephrolitholapaxie wird mit Hilfe einer Nadel ein dünner Kanal von außen zur Niere gebohrt (punktiert). Über den Kanal führt der Urologe ein optisches Instrument ein, mit dem die Nierensteine (Nephrolithen) zertrümmert und entfernt werden. Bei Harnleitersteinen bietet sich als Operationsmethode die ureterorenoskopische Steinentfernung an.

Ein starres oder flexibles dünnes Rohr mit einem optischen Instrument wird über die Harnröhre in die Blase und weiter in den Harnleiter eingeführt. Über einen Arbeitskanal des optischen Instruments führt der Urologe Geräte zur Zertrümmerung und Entfernung der Harnleitersteine ein. Offene Bauch-Operationen sind nur noch sehr selten notwendig.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Die wichtigste Maßnahme zum Vorbeugen von Nierensteinen besteht darin, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Außerdem sollten Sie auf eine ausgewogene Ernährung achten. Zu viel Fleisch und Eier (tierisches Eiweiß) fördern die Steinbildung, weil der Urin übersäuert wird. Außerdem sollten Sie nur kleine Mengen oxalhaltiger Nahrungsmittel (Rhabarber, Nüsse, Spinat, Randen, Mangold) zu sich nehmen. Ausreichend Bewegung und kein Übergewicht tragen ebenfalls dazu bei, dass sich keine Nierensteine (Nephrolithen) bilden. Verschiedene Gemüse und Früchte enthalten Substanzen, die eine Steinbildung hemmen. Wenn Sie bereits ein Nierensteinleiden (Nephrolithiasis) hatten, ist eine Ernährungsberatung sinnvoll. Ihr Facharzt für Urologie wird Sie gerne dazu beraten.

Prognose

Nierensteine gehen meist auf natürlichem Weg durch den Urin ab. Wenn sie bereits aufgetreten sind, beträgt das Risiko eines erneuten Nierensteinleidens (Nephrolitiasis) etwa 60 Prozent. Eine so genannte Steinprophylaxe senkt das Risiko. Achten Sie auf eine eiweiß-, salz- und fettarme Ernährung. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Facharzt für Urologie.

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