Kompetenzzentrum für Hämatologie informiert: Eisenmangel, Eisenmangelanämie, Ferritinmangel

Definition Eisenmangel, Eisenmangelanämie, Ferritinmangel

Müdigkeit und Antriebslosigkeit können Symptome für Eisenmangel sein

Eisenmangel gehört zu den häufigsten Mangelerscheinungen, die vom Facharzt für Hämatologie diagnostiziert werden. Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit etwa jeder dritte Mensch davon betroffen ist. Das Spurenelement Eisen ist für den menschlichen Organismus immens wichtig. Durchschnittlich sind etwa drei bis vier Gramm Eisen im menschlichen Körper enthalten.Da er es nicht selbst produzieren kann, muss es mit der Nahrung aufgenommen werden.

Eisen wird für die Bildung des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin (Hb) benötigt. Die roten Blutkörperchen transportieren den lebensnotwendigen Sauerstoff zu den Organen und Geweben. Etwa 70 Prozent des Eisens sind an das Hämoglobin gebunden, der Rest ist in den Zellen vor allem von Leber, Milz und Knochenmark gespeichert oder an bestimmte Enzyme gekoppelt. Außerdem ist Eisen ist für die Energieversorgung der Zellen, für Stoffwechselvorgänge und für das Immunsystem erforderlich.

Wenn Hämatologen Eisenmangel feststellen, kann das verschiedene Ursachen haben:

  • Mit der Nahrung wird nicht genügend Eisen aufgenommen
  • Der Körper hat einen erhöhten Bedarf an Eisen
  • Durch Blutungen geht viel Eisen verloren

Die Symptome eines Eisenmangels sind sehr unterschiedlich. Betroffene können müde, antriebslos und gereizt sein, eine blasse Hautfarbe, brüchige Nägel, keinen Appetit und Haarausfall haben, aber auch depressiv verstimmt sein.

Bei Frauen im gebärfähigen Alter diagnostizieren Fachärzte für Hämatologie besonders häufig Eisenmangel, denn mit jeder Menstruation verlieren sie Eisen. Auch Schwangere und Kinder in der Wachstumsphase, Ausdauer- und Leistungssportler, ältere Menschen und Patientinnen und Patienten mit chronischen Entzündungen im Magen-Darm-Trakt gehören zu den Risikogruppen.

Hämatologen stellen die Diagnose Eisenmangel auch bei Vegetariern und Veganern. Sie nehmen kein Eisen aus Fleisch, sondern nur aus Pflanzen zu sich. Manchmal ist die Ausbeute aus pflanzlichen Produkten jedoch nicht ausreichend. Wird die Ernährung sorgfältig und intelligent zusammengestellt, treten keine Mangelerscheinungen auf.

Ein fortgeschrittener Eisenmangel kann zu einer Eisenmangelanämie (Blutarmut durch Eisenmangel) führen und diese wiederum zu Sauerstoffmangel. Der tägliche Bedarf an Eisen liegt bei Frauen im gebärfähigen Alter bei etwa 15 Milligramm und bei Männern bei 10 Milligramm.

Synonyme und artverwandte Begriffe

Synonyme: Sideropenie, Blutarmut, Bleichsucht
Englisch: iron deficiency

Überblick

Eisenmangel kann grundsätzlich bei jedem auftreten. Dennoch gibt es Menschen, bei denen das Risiko höher ist. Hämatologen zählen dazu:

  • Frauen im gebärfähigen Alter
  • Schwangere Frauen
  • Stillende Frauen
  • Kinder und ältere Menschen
  • Sportler
  • Krebspatienten
  • Patienten mit Magen-Darm- oder Nierenerkrankungen
  • Patienten mit chronischer Herzkrankheit

Fachärzte für Hämatologie gehen davon aus, dass etwa jede vierte bis fünfte Frau im gebärfähigen Alter an Eisenmangel leidet. Noch häufiger tritt er während der Schwangerschaft auf. Denn der Körper braucht nun besonders viel Eisen. Etwa jede dritte

Schwangere leidet an einer Eisenmangelanämie. Sie birgt das Risiko für Fehlgeburten, Frühgeburten und frühkindliche Wachstumsstörungen. Bei der werdenden Mutter besteht zudem die Gefahr von Infektionen und Komplikationen während der Entbindung. Auch in der Stillzeit ist der Eisenbedarf der Mutter erhöht.

Auch Kinder und Heranwachsende benötigen Eisen für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung. Fachärzte für Hämatologie stellen bei Kleinkindern und Heranwachsenden immer häufiger Eisenmangel fest. Auch bei älteren Menschen ist er verbreitet. Der schwächere Appetit, Fehlernährung, Kaubeschwerden oder chronische Krankheiten sind Gründe dafür. Leistungssportler, insbesondere Ausdauersportler, haben aufgrund der körperlichen Anstrengungen einen höheren Eisenbedarf. Viele Sportler ernähren sich jedoch sehr kohlenhydratreich und damit oft sehr eisenarm.

Bei Krebspatienten führen Hämatologen eine Eisenmangelanämie häufig auf die Chemotherapie oder den Tumor zurück. Blutungen des Magen-Darm-Traktes als Folge von Dickdarmpolypen, Dickdarmkrebs, Magengeschwüren, Magenkrebs, Entzündung der Speiseröhre sind ebenfalls eine häufige Ursache für Eisenmangel oder eine Eisenmangelanämie. Erkrankungen wie die Glutenunverträglichkeit und Laktoseintoleranz können dazu führen, dass der Körper weniger Eisen aufnimmt.

Ursachen des Eisenmangels, Ferritinmangels, der Eisenmangelanämie

Die Aufnahme von Eisen mit der Nahrung kann den normalen Bedarf decken. Allerdings kommt es vor, dass der Körper einen erhöhten Bedarf an Eisen hat. Das ist während der Schwangerschaft, in der Stillzeit und bei starker Regelblutung der Fall. Auch Kinder in der Wachstumsphase und in der Pubertät benötigen mehr Eisen.

Daneben machen Hämatologen noch andere Gründe für das Missverhältnis zwischen Eisenbedarf und Eisenangebot aus. Bei Menschen, die keine tierischen Nahrungsmittel zu sich nehmen, ist der Eisenspiegel oft zu niedrig. In pflanzlichen Nahrungsmitteln ist zwar genügend Eisen enthalten, aber der Körper kann es schlechter verwerten.

Starke Menstruationsblutungen, länger andauernde Blutungen durch Geschwüre, chronische Entzündungen im Magen-Darm-Trakt oder blutende Hämorrhoiden können zum Verlust von Eisen im Körper führen. Auch bei hoher sportlicher Belastung verliert der Körper das wichtige Spurenelement.

Was Sie bei Eisenmangel, Eisenmangelanämie, Ferritinmangel

selbst tun können

Fisch, rotes Fleisch, Bohnen und andere Lebensmittel enthalten viel Eisen

Fachärzte für Hämatologie raten dringend davon ab, prophylaktisch Eisenpräparate einzunehmen. Ein Überschuss an Eisen kann nämlich zu schweren Organschäden führen und sogar Krankheiten begünstigen. Bei Verdacht auf Eisenmangel sollte ein Facharzt für Hämatologie aufgesucht werden, der einen Bluttest macht, um die Ursache der Beschwerden abzuklären.

Mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung können Sie dazu beitragen, dass die Eisenspeicher im Körper wieder gefüllt werden. Essen Sie mehrmals in der Woche mageres Fleisch, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte wie Linsen oder weiße Bohnen, trinken Sie ein Glas Orangensaft zum Essen oder verzehren Sie dazu Vitamin-C-reiches Gemüse wie Paprika, Rosenkohl, Sauerkraut. Spinat ist wegen der Oxalsäure weniger geeignet. Verzichten Sie bei eisenhaltigen Mahlzeiten darauf, unmittelbar davor, während und nach dem Essen Kaffee, Tee, Milch oder Cola zu trinken. Denn sie hemmen die Eisen-Verwertung.

Hilfe durch den Spezialisten

Je nach Spezifität der Symptomatik kann ausgehend von einem Gespräch mit Ihrem Arzt eine weitere detaillierte Diagnostik bei verschiedensten Fachmedizinern erfolgen. Hierzu gehören:

  • Hämatologen

Was Sie bei Ihrem Arzt für Hämotologie erwartet

Bevor Ihr Arzt für Hämatologie mit einer Untersuchung beginnt, findet ein einführendes Gespräch (Anamnese) über Ihre aktuellen Beschwerden statt. Im Rahmen dessen befragt er Sie ebenfalls zu zurückliegenden Beschwerden und eventuell bestehenden Erkrankungen.

Mit folgenden Fragen können Sie rechnen:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung und gegebenenfalls Lokalisation vornehmen?
  • Haben sich im Verlauf der Symptomatik Veränderungen ergeben?
  • Leiden Sie unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle
  • Litten Sie schon einmal daran und sind diese Anzeichen familiär aufgetreten?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten und werden diese therapiert?
  • Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
  • Sind Ihnen Allergien bekannt?
  • Leiden Sie unter Stresszuständen im Alltag?

Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Ihr Facharzt für Hämatologie benötigt eine Übersicht der Arzneimittel, die Sie regelmäßig einnehmen. Stellen Sie schon vor dem Arztbesuch bei Ihrem Hämatologen eine Übersicht über die Medikamente, die Sie einnehmen, in einer Tabelle zusammen. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.

Untersuchungen (Diagnostik) durch den Hämatologen

Ausgehend von der in der vorangegangenen Anamnese erhobenen Symptomcharakteristik und dem aktuellen Befinden kann der Facharzt für Hämatologie nun folgende Diagnostik anwenden:

  • Blutuntersuchung
  • Bestimmung des Ferritinwertes
  • Hypochromie
  • Mikrozytose
Die Grenzwerte für Eisenmangel sind nicht fest abgegrenzt

Bei Verdacht auf Eisenmangel wird der Hämatologe ein Blutbild veranlassen und den Ferritinwert im Blutserum bestimmen. Ferritin ist ein Eiweiß, das Eisen speichert. Ein Ferritinmangel kann auf einen Eisenmangel hindeuten.

Bisher gibt es jedoch noch keine offiziellen Grenzwerte, wann ein Eisenmangel vorliegt. Hämatologen gehen in der Regel von folgenden Werten aus:

  • Ferritin < 15 µg/l: Eisenspeicher sind vollständig entleert
  • Ferritin 15 – 30 µg/l: leere oder knappe Eisenspeicher
  • Ferritin 30 – 50 µg/l: Grauzone, ein funktioneller Eisenmangel ist möglich
  • Ferritin > 50 µg/l: Ausreichende Eisenreserve, wenn nicht gleichzeitig eine Entzündung (erhöhtes CRP) oder ein Leberschaden vorliegen

Die Eisenmangelanämie zeigt sich im roten Blutbild. Der rote Blutfarbstoff (Hämoglobin) ist in den roten Blutkörperchen vermindert (Hypochromie), außerdem sind die roten Blutkörperchen zu klein (Mikrozytose).

Behandlungen (Therapie)

Um Eisenmangel oder eine Eisenmangelanämie zu behandeln, muss der Facharzt für Hämatologie die Ursachen kennen. Bei einer zu geringen Zufuhr von Eisen über die Nahrung wird der Hämatologe ein Eisenpräparat verordnen. Solche Präparate enthalten so genanntes zweiwertiges Eisen (Eisen(II)gluconat, Eisen(II)sulfat) und werden als Tablette oder Brausetablette eingenommen. Viele Patienten klagen allerdings über Magen-Darm-Probleme, z.B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung und Magenkrämpfe.

Liegt dagegen eine gestörte Aufnahme des Spurenelements über den Darm vor, zum Beispiel bei bestimmten Darmerkrankungen, kann der Hämatologe das Eisen auch als Lösung direkt über die Vene zuführen. In diesem Fall handelt es sich um so genanntes dreiwertiges Eisen.

Bei schwerem Eisenmangel oder einer Eisenmangelanämie ist eine Injektion oder Infusion die schnellste und in der Regel verträglichste Form der Behandlung (Therapie). Der Hämatologe spritzt die Eisenlösung entweder in die Vene oder verabreicht sie als Infusion. Im Gegensatz zur Eisentablette wird der Darm umgangen. Das Eisen gelangt direkt in den Körper. Nebenwirkungen treten deutlich seltener auf.

Den Verlauf der Behandlung (Therapie) kontrolliert der Facharzt für Hämatologie anhand von Blutuntersuchungen. Bereits nach einer Woche sollten die unreifen roten Blutkörperchen im Blut, die Retikulozyten, deutlich angestiegen sein. Die richtige Dosierung der Eisenpräparate ist wichtig. Denn nicht nur eine zu geringe, sondern auch eine zu hohe Menge an Eisen schadet dem Körper. Eine akute Eisenvergiftung kann sogar tödlich sein.

Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)

Um Eisenmangel vorzubeugen, sollten Sie auf eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung achten. Rotes Fleisch (vor allem Rindfleisch) und Fisch enthalten viel Eisen, das der Körper gut verwerten kann. Weiße Bohnen, rote Beete, Nüsse und Haferflocken sind ebenfalls sehr eisenhaltig.

Vitamin C und andere organische Säuren helfen, das Eisen aus den Nahrungsmitteln zu lösen. Lebensmittel mit viel Kalzium, etwa Milch und Käse, hemmen dagegen die Eisenaufnahme. Auch bestimmte Stoffe im Tee und Kaffee können die Eisenverwertung hemmen. Phosphathaltige Produkte wie Salami oder Schmelzkäse gelten sogar als „Eisen-Räuber“.

Prognose

Eisenmangel oder Eisenmangelanämie lässt sich vom Hämatologen gut behandeln. Allerdings ist die aktive Mitwirkung der Patienten erforderlich. Eisenpräparate in Tablettenform müssen meist über mehrere Monate regelmäßig und konsequent eingenommen werden. Außerdem sollte auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung geachtet werden.

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